Leben und Sterben im Schnee

Das Wort kommt vom norwegischen „Scheit“ und bedeutet soviel wie „Schneeschuh“. Der Ski entstammt uraltem, auf 4.000 Jahre geschätztem Brauchtum und ist in seiner Urform bis in die Steinzeit nachweisbar. Die sportliche Verwendung der Bretter ist schon in der nordischen Wielandsage und im Königsspiegel (um 1250) bezeugt. Vom ersten Ski-Wettlauf berichtet Olaus Magnus in der Historia de gentibus septentrionalibus von 1555, und im Jahre 1800 wurden Skier im norwegischen Bergland Telemarken endgültig zum Sportgerät.

Der Spaß im Schnee ist nicht ganz ungefährlich. Ich denke dabei gar nicht an das Berufsrisiko der Leistungssportler, von denen sich ab und zu mal jemand das Genick bricht, nein, Dutzende von Wochenendfahrern sterben jeden Winter in der weißen Pracht. Allein in der Schweiz werden durchschnittlich 25 Tote pro Winter gezählt. In 80 Prozent der Fälle, so die ernüchternde Bilanz des Schweizer Alpenclubs, war sträflicher Leichtsinn im Spiel, weil sogenannte Schneebretter losgetreten wurden. Wer trotz Lawinenwarnung außerhalb der abgesteckten Pisten Ski fährt ist ein potentieller Selbstmörder.

In diesem Jahr ist es besonders schlimm. Da die letzten beiden Winter sehr schneearm waren, wird jetzt aus einem gewissen Nachholbedarf heraus jede ernste Warnung in den Wind geschlagen. Die Nachrichten berichten fast jeden Tag vom großen Sterben: Ein toter Skifahrer in Südtirol, zwei in den französischen Alpen oder acht auf der italienischen Seite des Mont Blanc. Die Meldungen gleichen sich und werden inzwischen so regelmäßig verlesen wie der Wetterbericht.

Die wenigsten Skifahrer wissen, wie man sich verhält, wenn eine Lawine runterkommt. Schon bei Punkt eins der Verhaltensregeln, nicht in Panik geraten, versagen verständlicherweise die meisten Skihasen. Danach bleiben nur Sekunden, um lebensrettende Maßnahmen zu treffen. Zunächst heißt es, die Stöcke loswerden, dann sofort den Pullover über den Kopf ziehen oder die Atemwege „anderweitig“ schützen sowie Schwimmbewegungen machen, um möglichst nah an der Oberfläche zu bleiben. Lawinenopfer ersticken in der Regel nicht — sie ertrinken. Der Schneestaub, den sie einatmen, dringt als Wasser in die Lunge ein.

Doch nicht nur an den Hängen lauert Freund Hein. In Frankreich kam es letzten Sonntag zu einem Zusammenstoß von zwei Ski-Langläufern. Der eine blieb unverletzt, der andere war sofort tot. Karl Wegmann