Ströbele gibt Fehler zu Vorwürfe gegen Broder

Bonn (afp/taz) — Der bisherige Grünen-Sprecher Christian Ströbele hat sich nochmals von seinen umstrittenen Äußerungen zu den irakischen Raketenangriffen auf Israel distanziert. Er habe Formulierungen benutzt, die zu „ganz, ganz schlimmen Mißverständnissen“ geführt hätten, sagte Ströbele nach der Rückkehr von seiner abgebrochenen Israelreise vor Journalisten in Bonn. Die Politik der Grünen könne er nicht mehr glaubhaft vertreten. Ströbele unterstrich, daß er die irakischen Angriffe nicht rechtfertigen wollte. Ströbele hatte die Attacken in einem Interview als „logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels“ bezeichnet. Gleichzeitig unterstrich er, daß er in der Sache mit der Mehrheit der Grünen völlig übereinstimme. Für die schwierige Lage in der Nahostregion sei die israelische Politik der vergangenen Jahre mitverantwortlich. Ströbele kündigte an, neben dem Sprecheramt auch auf seinen Vorstandssitz zu verzichten.

Dem Journalisten Henryk M. Broder, der das umstrittene Interview mit ihm geführt hatte, warf Ströbele vor, aus dem einstündigen Gespräch einige Sätze gezielt falsch wiedergegeben und das Interview „perfide gestaltet“ zu haben. Broder sei ein „150prozentiger Vertreter der israelischen Regierungspolitik“ und habe mit der Veröffentlichung verhindern wollen, daß die Grünen in Israel die Ziele der deutschen Friedensbewegung erklären konnten. Dies sei ihm auch geglückt. Die Grünen-Sprecherin Renate Damus, die Ströbele auf der Israelreise begleitet hatte, bezeichnete Broder als „Schmierenjournalist“. Angesichts der deutschen Geschichte könne ein Deutscher bezüglich Israels aber einfach nicht alles sagen.

Die komplette Stadtratsfraktion und die Magistratsmitglieder der Grünen im Frankfurter Römer haben sich in einem Schreiben an den Oberbürgermeister der Frankfurter Partnerstadt Tel Aviv, Shlomo Lahat, für die Äußerungen des inzwischen zurückgetretenen Bundesvorstandssprechers Ströbele entschuldigt. Die Grünen in der Mainmetropole versicherten Lahat, daß sie die „Suggestionen“ von Ströbele, mit denen indirekt die Opfer zu Tätern erklärt worden seien, für „politisch und menschlich unverantwortlich“ halten. Wegen der „unklaren Haltung“ der Grünen zu Israel ist zu Wochenbeginn bereits der Geschäftsführer der Stadtratsfraktion der Darmstädter Grünen, Will, aus der Partei ausgetreten. Will wollte es nicht länger hinnehmen, daß eine proisraelische Position in der Partei nur mit „vielen Wenns und Abers geduldet“ werde.

„Gegen das unglaubliche Verhalten“ der deutschen Grünen in Israel protestierten am Freitag auch die italienischen Grünen: „Ihr habt noch einmal Nachteile auch für die italienische grüne Bewegung verursacht. Ihr seid unverantwortlich.“ mtm/kpk