Kriegsfanfaren im Süden Afrikas

■ Verhandlungen um Waffenstillstand in Angola platzten/ 'Unita‘-Rebellen schossen Passagierflugzeug ab/ Renamo-Guerilla bricht Waffenstillstand in Mosambik

Johannesburg (taz) — Noch zur Jahreswende hatte es so ausgesehen, als ob die seit 15 Jahren dauernden Bürgerkriege in Angola und Mosambik — denen bisher 1,2 Millionen Menschen zum Opfer fielen — endlich friedlich beigelegt werden könnten. Doch nun verfinstern sich die Friedensaussichten immer mehr. Am Wochenende setzte die rechtsgerichtete Unita-Guerilla in Angola wieder amerikanische Stinger-Raketen ein und schoß ein Passagierflugzeug ab. 40 Menschen, darunter 37 Zivilisten, kamen nach Angaben von Radio Angola ums Leben.

Die Gespräche zwischen der Unita und Angolas linksgerichteter MPLA-Regierung waren am 8. Februar gescheitert, weil die Rebellen sich nicht auf einen von der Regierung verlangten Termin für eine Feuerpause einlassen wollten. Nach Meinung der Sowjets scheiterten die Verhandlungen auch, weil Luanda neue Forderungen aufgestellt hatte. In Angola schienen die Aussichten auf ein baldiges Kriegsende günstig, weil die Großmächte direkten Einfluß auf ihre Schützlinge ausüben. So besuchte kürzlich der sowjetische Afrika-Beauftragte im Außenministerium, Vladimir Kazimirov, Luanda. Moskaus ehemaliger Botschafter in Angola setzte offensichtlich auf seine guten Kontakte, um die gegenwärtigen Probleme beiseite zu räumen.

Die Unita ihrerseits wird von den USA auf Linie gehalten. Freilich befindet sie sich auch in einer günstigen Position. Während die kubanischen Truppen bis Mitte des Jahres aus Angola abziehen werden und auch die Sowjetunion ihre Unterstützung für die Regierung einschränkte, genießt die Unita weiter massive militärische Unterstützung aus den USA. Aus dem Nachbarland Zaire scheinen gar Soldaten auf seiten der Rebellen zu kämpfen.

Auch in Mosambik drohen die ersten zaghaften Fortschritte bereits im Keim zu ersticken. Die Rechtsguerilla Renamo hat ihre Angriffe wieder aufgenommen und Beobachter aus einer Waffenstillstandskommission zurückgezogen. Im Dezember letzten Jahres hatte sie sich verpflichtet, die sogenannten Beira- und Limpopo-Korridore nicht mehr anzugreifen. Diese von simbabwischen Truppen geschützten Transportwege sicherten den Transport von Exportgütern in Mosambiks Häfen. Nach der Vereinbarung vom Dezember mußten sich die Soldaten aus Simbabwe auf einen sechs Kilometer breiten Streifen entlang der Korridore zurückziehen. Außerdem verzichten sie inzwischen auf die Unterstützung von Mosambiks Truppen beim Kampf gegen die Renamo. Laut Joaquim Vaz, einem Sprecher der für ihre Brutalität berüchtigten Rebellen, seien diese Bedingungen aber nicht erfüllt worden. In 52 Gebieten, so seine Behauptung, würden Simbabwes Truppen weiter agieren.

Der Vorsitzende der Überwachungskommission, Manfredo Incisa di Camerana, reagierte deutlich auf diese Erklärung: „Solche Aussagen verursachen Verwirrung und Enttäuschung.“ Die Kommission hofft, daß die Erklärungen aus Kenia nicht mit der Renamo-Führung abgestimmt worden sind — was angesichts des inneren Zustands der Rebellentruppe nicht ausgeschlossen ist.

Inzwischen hat die Renamo mindestens sechsmal gegen den Waffenstillstand verstoßen. Mosambiks Regierung, die im letzten Jahr mit einschneidenden Reformen den Weg für eine friedliche Lösung geebnet hatte, kalkuliert selbst, das alle Feindseligkeiten erst in einem Zeitraum von fünf Jahren beendet werden könnten. Der Grund: Viele Renamo-Einheiten hören nicht auf ihr eigenes Oberkommando. Aber manche Beobachter sind auch überzeugt, daß Renamo wenig Interesse an einer Verhandlungslösung zeigt, weil sie fürchtet, bei einem Urnengang unterzugehen. Willi Germund