Ein Bremer in Namibia

■ Der Völkerrechtler Manfred Hinz wird Regierungsberater in Windhoek

Manfred HinzFoto: Tristan Vankann

Die Zeiten haben sich grundlegend geändert. Vor der Unabhängigkeit in Namibia verlebten viele Swapo-Anhänger ihre Exilzeit in Bremen. Heute ist es umgekehrt: Die Bremer ziehen nach Namibia, allerdings um dort Aufbauarbeit zu leisten. Drei MitarbeiterInnen des Bremer Namibia-Projektes arbeiten bereits als BeraterInnen der neuen Regierung. Ein weiterer „Grenzgänger“ ist der Bremer Völkerrechtler Professor Manfred Hinz. Er wird Mitte März für drei bis vier Jahre in die Hauptstadt Windhoek gehen, um dort „der neuen Verfassung zum Leben zu verhelfen“. Finanziert wird sein „entwicklungspolitischer Einsatz“ über die Bremer Universität durch eine Mischlösung: Einerseits werden ihm Mittel direkt aus dem Namibia-Projekt zur Verfügung gestellt, ande

rerseits fließen Gelder für Lehraufträge von der Uni.

Hinz möchte mit seinem Auslandsaufenthalt seine seit Jahren geleistete Entwicklungs-Arbeit abschließen und geichzeitig auch ein bißchen das wiedergutmachen, was die Namibier unter deutschen Kolonialherren gelitten haben. Immerhin, einer der ersten Kolonisten war der Bremer Kaufmann Lüderitz.

Hinz zu seinen Plänen: „Ich möchte unseren namibischen Partnern vor allem ein Gefühl dafür vermitteln, was das ist, eine rechtsstaatliche Verfassung.“ Hinz, der seit 15 Jahren Leiter des Namibia-Projektes an der Bremer Universität ist, wird zusammen mit zwei namibischen und einem sambischen Juristen neue Gesetzesentwürfe erarbeiten. Dafür hat er sich bei zahlreichen Auslandsaufenthalten in Namibia seit 1989 die von den Buren eingeführte Nationalsprache Afrikaans angeeignet. „Das war nötig, weil fast alle Dokumente, zum Beispiel auch das ganze Polizeirecht, in dieser Sprache verfaßt sind“, erklärt Hinz. Sein Wirkungsfeld ist recht breit abgesteckt: Gesetze für den Bereich Justiz, Wirtschaftsrecht und lokale Regierung gehören ebenso dazu, wie die Erneuerung der Ausbildung für Juristen und Beamte in der Lokalregierung. Manfred Hinz findet es wichtig, vor Ort zu sein, um die Probleme, die die Apartheid hinterlassen hat, direkt angehen zu können. „Eine Voraussetzung für schnelle Veränderungen ist“, sagt der Jurist, „daß der junge Nationalstaat seine neue Rechtsordnung gleich an die jungen Beamten weitervermittelt. Eine Ausbildung im Ausland, wäre ein Stück Entfremdung.“

Trotz der persönlichen Kontakte, z.B. mit dem Justizminister, der jahrelang im Bremer Exil lebte, ist die gemeinsame Arbeit nicht unproblematisch: „Die Mehrheit der Schwarzen will in ihren Positionen unabhängig sein und selbstbestimmt entscheiden“, weiß Hinz aus der Vergangenheit, „und nun sind sie wieder mit einer Reihe von Weißen konfrontiert, die angeblich alles besser wissen.“ Deshalb sei sein erstes Gebot bei der Arbeit in Windhoek: Zurückhaltung. bz