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Oldenburger Reservisten-Einheiten

■ Bundeswehr erprobt neue „Aufwuchsbataillone“

Während die Zahl ehemaliger Wehrdienstleistender, die nachträglich den Kriegsdienst verweigern, seit Beginn des Golfkrieges ständig anstieg, werden für sie in Bonn neue Einsatzpläne geschmiedet. Reservisten, hat man auf der Hardthöhe beschlossen, sollen in Zukunft für den Notfall schneller greif- und einsetzbar sein. Denn sowohl die Verkleinerung der Streitkräfte, als auch die Verkürzung der Wehrdienstzeit müsse ausgeglichen werden.

Um zu prüfen, wie dieses Ziel am besten durchzusetzen ist, wird die Panzergrendierbrigade 31 in Oldenburg, die zu den Großverbänden des Heeres gehört, einen Versuch starten. Die Aufgabenstellung des Verteidigungsministeriums: Mit weniger „aktiven“ Soldaten soll die „Schlagkraft der Truppe erhalten“ bleiben. Ein Lösungsvorschlag wurde aus Bonn gleich mitgeliefert: Neben sofort verfügbaren Einheiten, wird es in Oldenburg zukünftig Reservisten-Verbände geben. In Friedenszeiten sollen die neuen Einheiten allerdings nur auf dem Papier stehen.

Zum ersten Mal wird das neue Reservisten-Konzept Anfang dieser Woche erprobt. Panzer-und Panzergrenadiereinheiten aus Oldenburg, Delmenhorst und Varel treffen sich dazu auf Übungsplätzen in der Lüneburger Heide. „Dabei werden wir ja sehen, ob die Hardthöhen-Pläne auch praktisch klappen“, meinte Brigadekommandeur Klaus Olshausen am Sonntag in Oldenburg.

Bei der Übung sollen neben den normalen „Einheiten in Kampfstärke“ auch die neuen „Aufwuchsbataillone“ trainiert werden. Diese Sonderheiten werden aus erfahrenen Zeit- und Berufssoldaten rekrutiert und mit Reservisten aufgefüllt.

Verwirklichen läßt sich das Konzept nach Auffassung von Brigadekommandeur Olshausen allerdings nur, wenn Reservisten nicht mehr rein schematisch über ein Kreiswehrersatzamt einberufen werden. „Das reicht heutzutage einfach nicht mehr aus,“ sagte er. Für ein Reservistentraining müßten besonders ausgebildete Fachkräfte motiviert werden. „Dazu gehört u.a. die Anlage von Karriere-Akten, damit ein Reservist, der in seiner Einheit als Spezialist ausgebildet wurde, im Notfall schnell gefunden und eingesetzt werden kann.“ Die Zeiten, in denen es ausreichte, Einberufenen ein Gewehr in die Hand zu drücken, seien endgültig Geschichte, betonte Olshausen. Man könne die „Leistungsfähigkeit der Bundeswehr“ künftig nicht mehr einer schematischen Einberufung überlassen. bz

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