Angst und Schrecken in Brasilien

In Brasilien sind sie seit kurzen nicht mehr allein. Unsere, bislang noch unsichtbaren, Brüder und Schwestern aus den unendlichen Weiten des Alls haben anscheinend die britischen Kornfelder verlassen und verbringen ihren Kurzurlaub jetzt im Südosten des brasilianischen Bundesstaates Parana. Rätselhafte Erdlöcher beunruhigen die dortige Landbevölkerung. Ende Februar entdeckten Farmer mehrere dieser Löcher von zehn Zentimetern Durchmesser und drei Metern Tiefe, die jeweils zu viert und symmetrisch angeordnet auftreten. In einem Umkreis von sechs bis zwanzig Metern sind alle Pflanzen verbrannt. Zwei Bauern hörten außerdem nachts von den Feldern tosenden Lärm. Sie vermuten, daß fliegende Untertassen dort Zwischenlandungen, vielleicht um aufzutanken, gemacht haben könnten.

Der Schrecken in den Städten ist dagegen bedeutend realer. Ein 35jähriger Franzose, der mit seinem Auto in Rio de Janeiro ein bißchen spazierenfuhr, wurde dabei ein Finger abgesäbelt. Als der Tourist kurz anhielt, um einen Passanten nach dem Weg zu fragen, ließ er leichtsinnigerweise eine Hand aus dem Fenster baumeln. Ein zufällig vorbeikommender einheimischer Dieb ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Er schnappte sich die Touristenhand und versuchte, den schweren Goldring abzustreifen. Als dies nicht gleich funktionierte, zückte er ein Messer und schnitt den beringten Finger ab. Weder Dieb noch Finger und Ring konnten von der Polizei bis jetzt aufgespürt werden.

Ein anderer Körperteil verbreitete am Wochenende Angst, Schrecken und Panik in Rio. Aus dem Kofferraum eines abgestellten Autos im Strandviertel Copacabana hing ein abgetrennter Menschenarm. Das genügte, um schwere Tumulte auszulösen. Um das Auto mit der gräßlichen Fracht hatte sich eine große Menschenmenge gebildet. 70 Polizisten sperrten den Stadtteil ab. Der Verkehr im Zentrum kam zum Erliegen. Eine Frau wurde mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus gebracht.

Noch bevor sich die Polizisten auf die Suche nach dem vermeintlichen Täter machen konnten, war dieser auch schon da. Der 26jährige Felipe Rangel hatte nur kurz ein Bankgeschäft erledigt und wollte jetzt weiterfahren. Daraus wurde nichts, die Polizisten schleppten ihn auf die Wache. Hier gab sich Felipe als begeisterter Anhänger des schwarzen Humors zu erkennen. Der Menschenarm am Auto war als kleiner Scherz gedacht. Das verdammte Ding war aus Gummi. Karl Wegmann