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■ B-minor Run

B-minor Run, dahinter könnte sich, will man denken, eine von diesen Abgeh-Bands aus der Funk- oder Jazz-Szene verbergen, die im Zitty-Programm stets mit obskuren Wortspielen locken, und dener sich Max Goldt wahrscheinlich über kurz oder lang annehmen wird. Aber alles Asche, denn der Name steht für lyrische, englischsprachige Songs, liebevoll und handgeschnitzt für Gitarre, Bass und Gesang, irgendwo in der Schwebe befindlich zwischen Folk und Blues und Melanie und Suzanne Vega und Peter und Paul und Mary und was weiß ich noch allem — auf dem Terrain halt. »Be Mine Or Run«, so lautet jedenfalls ein Titel des Trios und des Namenrätsels Lösung.

Thematisch bewegen sich die Lieder in meist nicht näher bestimmten melancholisch sehnsüchtigen Stimmungen, die von Simone Reifegerstes sonorer Alt-Stimme zwischen Kantilenen und unheilschwangeren Vibrati ausoszilliert werden. Man ist eben manchmal so. In a mood. Oder auch warnend, wie zum Beispiel in Zeilen wie: »I've come to see the rising of the fall«. Naja, es ist halt irgendwie Text, schließlich kann man nicht die ganze Zeit lalala oder dududu singen. Das paßt einfach nicht zu so Songs, zu dieser Musik. Gefärbt wird eh mit Stimme und Seele.

Gitarrist Ian Melrose und Bassist Peter Jack bemühen sich dann auch die textlichen Indifferenzen zu kompensieren, indem sie den Gesang mit einem filigranen Geflecht umweben und mit sensiblem Gespür die Stimmschattierungen Simone Reifegerstes untermalen. B-minor Run hat etwas von einer nostalgischen Liebhaberei, einer alten Taschenuhr, die nicht mehr geht, ein wenig zeitverloren, und ein wenig verträumt. (Um 21 Uhr im Flöz) Jochen Bieß

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