Trend weg vom Trend?

■ Internationale Avantgarde-Mode-Messe »Select de Meo« im Hamburger Bahnhof eröffnet

Berlin. Enge Hosen, Ihr Männer von 1991, sind endgültig out, mega-out, nun wirklich das Allerhinterwälderischste, sogar zu unmodern für die Kleidersammlung des Roten Kreuzes. Weite Hosen aus weichen Stoff sind hip für den Macho mit Dreitagebart. Die neuen alles umschmeichelnden Männerhosen sind wahre Wundertüten, die fließenden Stoffmassen verbergen gnädig alle Unzulänglichkeiten. Und wie schön können sich erst die stolzen Frauen von 1991 einkleiden. Keine schwarzbewehrten Kassandras werden in diesem Jahr den Ku'damm auf- und abflanieren, sondern knallbunte, mit zipfligen Rocksäumen und fedrigen Hüten ausgestattete Hauptstadt-Ladies. Ab sofort trägt Frau hauchzarte Chiffonträume und grobe Leinenkombinationen. Aber eigentlich kann sie alles tragen, solang es kniekurz ist. Sogar der Plunder aus den 60er Jahren darf aus dem Schrank gekramt werden, denn die Modedevise für die „City- Frau“ lautet, sagt Robert Scheu, Regisseur und Chorograph des Modetheaters Select de Meo, „der Trend ist: Weg vom Trend“.

Die Offline Vienna/Select de Meo ist nach eigenen Angaben Europas größte Designermesse. Dieses Jahr findet sie vom 14. bis 17. März (19-24 Uhr) zum erstenmal in Berlin statt. 70 Nachwuchs-Designer aus fünf Nationen präsentieren in einer Verkaufsausstellung ihre Avantgarde-Modelle im Hamburger Bahnhof. Zweimal täglich macht Select Theater um die Mode, die Präsentation ist eine Mischung von Laufsteg-Defilee und Theaterinszenierung. Projektmanager Georg Dübbert ist vom Fach. Vor sieben Jahren machte er sich mit der Berliner Off-Line, seit letztem Jahr pleite, einen Namen. Vom Image vieler Avantgarde-Messen, die zwar durch originelle Ideen auf sich aufmerksam machten, aber durch ihre Unprofessionalität oft als „Spinnerei“ abgetan wurden, will Select de Meo sich abgrenzen. „Präsentation, Show, Marketing, internationales Kontakt- und Informationsnetz, eben professionelles Know-how“, sind das A und O „zum Erfolg“, sagte Scheu. Umso besser, wenn dann auch noch die Nähte sitzen und der Reißverschluß nicht klemmt. Anita Kugler