Doping als Waffe

■ Indiskretion schmälert Chancen der Europameister

Wer einmal des Dopings überführt wurde, dem haftet ein übler Geruch an. Durch eine Indiskretion der Internationalen Skating-Union (ISU) wurde bekannt, daß die A-Probe der sowjetischen Eistänzerin Klimowa bei der EM positiv gewesen sein soll. Per Fax wurde der Befund kommentarlos an Klimowa/Ponomarenko gesandt. Das Paar stellte geschockt das WM-Training ein. Bis Wochen später die Entwarnung kam: Die B-Analyse fiel negativ aus, kein Doping. Wieder kam ein förmliches Fax-Schreiben. Ohne Entschuldigung, ohne Erklärung. Einzig gegenüber der Presse äußerte ISU-Präsident Pouvlens sein Bedauern. Doch der Ruf ist hin. In München sitzt ein zu Tode betrübter Sergei Ponomarenko. Ein Häuflein Elend. Er weiß, daß schon der Hauch eines Dopingverdachts die Kampfrichter beeinflußen kann. „Ich kann mir vorstellen, wie schlecht sie sich fühlen“, zeigt Paul Duchesnay Mitleid. Es sei ihm auch nicht recht, wenn die Sowjets gefehlt hätten. „Dann sagen alle, wir hätten es leicht gehabt.“ Nur die Schuldigen ziehen sich leicht aus der Affäre: die ISU-Funktionäre. Mit Repräsentieren beschäftigt, findet keiner Zeit und Weg zu einer persönlichen Entschuldigung. Mit einem: „Das kommt schon mal vor“, darf es nicht getan sein. Dopingkontrollen sollen Dopingsünder identifizieren. Aber sie dürfen nicht als Waffe zum Rufmord an Konkurrenten benutzt werden. miß