Täter brauchten MP für Banküberfall

Berlin. Zwei der drei nach dem Attentat auf den 50jährigen Wachpolizisten festgenommenen Männer haben die Tat gestanden. Wie die ermittelnden Kriminalbeamten gestern erläuterten, gaben der 20jährige Michael K. und der 21 Jahre alte Reiner L. ein profan klingendes Motiv an: Sie wollten wegen ihrer jeweils mehrere tausend Mark hohen Schulden eine Bank überfallen, brauchten zu diesem Zweck zusätzlich zu einer bereits gebastelten Bombenattrappe noch eine Waffe. Abgefeuert wurden die tödlichen Schüsse vor der Residenz des türkischen Generalkonsulats von Reiner L. Ihm wirft man nun Mord vor. Beide Männer haben dazu eine Anklage wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes (nämlich der MP des Wachpostens) zu erwarten und sind noch gestern dem Haftrichter vorgeführt worden. Der dritte zunächst festgenommene Mann, ein Untermieter in der Moabiter Wohnung von L., gilt bloß als Mitwisser.

Die Polizei geht davon aus, daß der Mord an dem Wachpolizisten keineswegs kaltblütig geplant war. Der Ablauf vor der Charlottenburger Villa sei L. offenbar »entglitten«, so gestern der amtierende Chef der Kripo-Mordinspektion, Kommissar Klaffer. Fest steht, daß Reiner L. am Dienstag früh den Wachposten zunächst unter dem Vorwand aus seinem verglasten Wachhäuschen lockte, er wolle eine Auskunft haben. Währenddessen blieb sein Komplize in dem vorher gestohlenen Auto sitzen. Was weiter geschah, beschrieb der Kriminalhauptkommissar folgendermaßen: Als der Wachpolizist ins Freie trat, sprühte ihm L. Reizgas ins Gesicht. Der Beamte sei einige Schritte zurückgetaumelt, was für L. ausgereicht habe, die im Wachhäuschen verbliebene MP zu greifen. L. habe dann den Wachmann mit der erbeuteten MP niedergeschossen und weitere Schüsse auf den inzwischen erschienenen zweiten Posten abgegeben.

Inzwischen gibt es bei der Polizeiführung erste Überlegungen, wie die Wachpolizisten besser gegen derartige Attentate zu schützen sind. Doch eine bessere Sicherung scheint kaum möglich. Wie es gestern hieß, würden kugelsichere Westen aus Blei die Beamten zu sehr in der Bewegungsfreiheit einschränken. Leichtere Westen aus den USA mit einer neuartigen Kunststoffbeschichtung seien andererseits nicht durchschlagsfest genug. Im Grunde sei nach seiner langjährigen Erfahrung ein totaler Schutz der Beamten einfach nicht möglich, meinte Klaffer. Thomas Knauf