Walter Ulbricht hätte sich gefreut

■ „Mit Herz und Robe“, DFF-Serie, mittwochs, 20 Uhr

Diese neue siebenteilige Serie des DFF ist leider nicht mehr als ein ABM-Programm für all jene Schauspieler, die sich seit Jahren in Berlin- Adlershof von einer „heiteren“ TV- Peinlichkeit zur anderen hangeln, ohne jemals auf- oder runterzufallen. Dabei hätte es wirklich spannend werden können. Geht es doch im Erstlingswerk der Autorin Christina Wilkening um das Leben einer jungen, alleinerziehenden Richterin in einer ostdeutschen Kleinstadt nach dem Zusammenbruch der DDR. Doch wer gehofft hat, daß hier die Probleme des großen Wendemanövers thematisiert oder wenigstens gestreift werden, irrte sich.

Sicher, Ute Schorn, als die gut zehn Jahre jüngere Richterin Petra Selig, hat jetzt die Brille von Lea Rosh, ihre Tochter bekommt zu Weihnachten eine Barbie-Puppe und in der Amtsstube fehlt das Honecker- Porträt. Doch das war es dann auch schon. Denn selbst einen korrupten Baustadtrat hätte es auch unter Joachim Herrmann im Fernsehen der DDR geben können.

Die Serie banalisiert so gründlich die Realität, daß diese am Ende ganz verschwindet. Kein Richter wird entlassen, man geht höchstens mit den neuen Gesetzen ins Bett oder für einen Monat zur Umschulung. Die Heldin muß keine Fragebögen ausfüllen, um ihre Eignung für die deutsche Justiz zu belegen. Nein, sie ist von einem anderen Stern und kein Altbundesbürger will ihr an die Robe. Nur ein Tierarzt aus einem nichtabgewickelten Institut, der aussieht wie ein in die Jahre und trotzdem unter die Räder gekommener James Dean bringt ihr Herz in Wallungen und hat es dabei nicht schwer. Schließlich ist das neue familienpolitische Leitbild wieder die intakte Familie, Schluß mit den einsam kämpfenden DEFA-Frauen: Ein Papa für die Tochter, ein Mann fürs Bett und trotzdem immer einen guten Spruch für den besorgten Bürger.

Mit der Frage „Glauben sie nicht, daß sich Ihre Kinder auch über ein Klubhaus freuen würden ?“ bringt Frau Selig tatsächlich einen Mann von der verwerflichen Idee ab, sein Haus statt an die Stadt, an einen potenteren Interessenten zu verkaufen. Walter Ulbricht hätte seine Freude an solchen Dialogen. Doch der ist leider tot, im Land zittern die Leute auf ihren Westgrundstücken und Klubhäuser kennt bald auch keiner mehr. „Trotz einiger sehr ernsthafter Konflikte gibt es auch Skurriles“,versprach Regisseur Grabowsky. Abgesehen von dem skurrilen Versuch, diesen Schwachsinn den Zuschauern anzubieten, ist das Projekt eher ein trauriger Beleg dafür, wie schnell der von Mühlfenzl kastrierte DFF seine Existenzberechtigung vollends verspielt André Meier