Amnesty fordert Untersuchung in Kuwait

■ BBC bestätigt Berichte über Folter an Palästinensern

London/Washington (dpa/afp) — Angesichts der Zunahme von Berichten über Verhaftungen, Deportationen und Mißhandlungen von Palästinensern und anderen nicht-kuwaitischen Arabern in Kuwait hat amnesty international eine unabhängige Untersuchung gefordert.

Ein Korrespondent von BBC, C.Wheeler, hat am Montag Berichte über Folterungen von Palästinensern in Kuwait bestätigt. Er hat Krankenhäuser, Wohnungen von Palästinensern und Friedhöfe in Kuwait-Stadt aufgesucht und Anzeichen dafür gefunden, daß Palästinenser seit Ende der irakischen Besetzung Kuwaits wegen angeblich oder tatsächlich proirakischer Haltung während des Kriegs mißhandelt wurden.

Der Wärter eines Friedhofs habe ihm erzählt, bei ihm würden täglich rund 20 zu Tode gefolterte Palästinenser begraben. Krankenschwestern berichteten, Polizisten brächten häufig Palästinenser mit Schußverletzungen oder Wunden von Schlägen, die in schwerbewachten Sonderabteilungen der Hospitäler behandelt würden. Diese Angaben wurden zwar von der Krankenhausleitung dementiert, doch gewährte man Wheeler keinen Zutritt in die gesicherte Abteilung. Vier Palästinenser, die Wheeler in ihren eigenen Wohnungen interviewte, zeigten ihm ihre Wunden, die nach ihren Angaben von Elektroschocks oder anderen Foltermethoden herrührten.

Das US-Außenministerium hat zwar Berichte bestätigt, wonach kuwaitische Soldaten und ehemalige Mitglieder des antiirakischen Widerstands Ausländer mißhandeln und deportieren, doch handele es sich nach Auffassung der US-Botschaft in Kuwait-Stadt um „vereinzelte Zwischenfälle“, so der Sprecher des US- Außenministeriums, Adam Shub, in Washington. Die kuwaitische Regierung in Kuwait-Stadt habe erste Maßnahmen gegen solche „Zwischenfälle“ ergriffen, versicherte er. So seien Beamte des Justizministeriums in Polizeistationen und Armee- Kasernen abkommandiert worden, um eine zivile Kontrolle zu gewährleisten. Der Sprecher verwies auch auf die schwierige Aufgabe, die Lage in Kuwait zu normalisieren, wo sich zahlreiche Zivilisten inzwischen mit Waffen versorgt hätten.