Chefsache!

Von Zeit zu Zeit lädt sich der SFB-Intendant zur Abendschau, dem hauseigenen Nachrichtenmagazin, ein. Für die ZuschauerInnen jedesmal ein untrügliches Kennzeichen dafür, daß etwas ausgesprochen Wichtiges im Sender passiert ist, eine Chef-Sache eben. So auch am Mittwochabend. Der Anlaß: CDU-Mann und Rundfunkratsmitglied Klaus Landowski, sonst ein Freund des Hauses, hatte den SFB öffentlich mit Dreck beworfen. Die jüngste ARD-Hörfunkanalyse hatte nämlich zutage getragen, daß der SFB in der Hörergunst, besonders im Osten, nur unter ferner liefen rangiert. Damit hätte der SFB „den Programmauftrag eines ostdeutschen Senders“ - eine Rolle, die er im neuen Rundfunkgefüge gern spielen möchte - „völlig verspielt“.

Oh, das hat den Intendanten wirklich verärgert. In der Abendschau wetterte er dagegen, kann jedoch die durch die Umfrage geschaffenen Fakten nicht entkräften. Frau von Möllendorf hat ihre liebe Mühe, den Anschein eines kritischen Gesprächs zu wahren. Als sie es tatsächlich einmal wagt, dem Dienstherrn zu widersprechen, fährt der ihr kräftig über'n Mund. „Ich weiß ja nicht, wen Sie so fragen“, antwortet er barsch auf ihre zögerliche Anmerkung, daß man doch schon mal hört, daß der SFB nicht so gern gehört wird. Er jedenfalls würde das Taxi wechseln, wenn ihm der Fahrer so etwas erzählte. Was lernen wir daraus? Erstens: Der Chef hat immer recht! Zweitens: Moderatoren sind unfrei! Und Drittens: Taxifahrer haben trotzdem die freie Senderwahl! utho