Lebenslang für Gangster Vergebung für Polizei

■ Höchststrafen für die Geiselnehmer von Gladbeck

Essen (taz) — Der eineinhalb Jahre währende Prozeß um das Gladbecker Geiseldrama ist zu Ende. Jeweils lebenslänglich für die beiden Haupttäter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski, neun Jahre Haft für Marion Löblich wegen Mittäterschaft, so lautet das Urteil, das der Vorsitzende Richter Rudolf Esders am Freitag im vollbesetzen Saal des Essener Landgerichts verkündete. Mit seinem Urteilsspruch folgte das Gericht im wesentlichen den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Im Verlauf der Geiselnahme, die am 16. August 1988 in Gladbeck ihren Anfang nahm und zwei Tage später mit der Stürmung des Fluchtfahrzeuges auf der Autobahn A3 bei Bad Honnef ihr Ende fand, waren der 15jährige italienische Junge Emanuele de Giorgi und die 18jährige Silke Bischoff getötet worden. Es waren nicht zuletzt Fehler der Polizei, die das Verbrechen eskalieren ließen. Bremens Innensenator stolperte über das Geiseldrama, und in Nordrhein- Westfalen entging Innenminister Schnoor nur knapp dem gleichen Schicksal.

Während der dreistündigen Urteilsbegründung spielte das Versagen der Polizei indes keine Rolle. Den Zugriff auf der Autobahn wertete das Gericht in einem Nebensatz als „rechtmäßige Nothilfe“. Mild fiel selbst die Kritik an der äußerst verhängnisvollen vorübergehenden Verhaftung von Frau Löblich in Bremen aus. „Konzeptionslos“ habe die Polizei hier operiert. Sämtliche Verteidiger kündigten Revision an. SEITE 6