Bezirk wünscht neue City-Buslinien

■ Charlottenburger Baustadtrat schlägt Einrichtung von City-Ringbuslinien vor/ Plädoyer für weitere Busspuren und eine Renaissance der Zebrastreifen/ Widerstand gegen Parkhausbau angekündigt

Charlottenburg. Ungeachtet des verkehrspolitischen Gegenwindes will der Citybezirk Charlottenburg weiter alles in seinen Kräften stehende unternehmen, um die Autoströme in der Innenstadt zu verringern. Im Bezirksamt glaubt man, daß dieses Ziel nur mit einem attraktiveren Busnetz erreicht werden kann. So möchte der zuständige Baustadtrat Claus Dyckhoff (SPD) der BVG die Einrichtung neuer City-Ringbuslinien vorschlagen, wie es sie in westdeutschen Städten schon gibt. Derartige Linien könnten wichtige Bezirksstandorte mit U- und S-Bahnhöfen verbinden, so daß der Zwang zum Umsteigen minimiert werde oder ganz wegfalle, beschrieb der Stadtrat die Vorteile. Vorstellbar sei zum Beispiel eine Ringlinie, die das Schloß Charlottenburg an das Rathaus anbinde und weiter am bezirklichen Schwimmbad vorbei zum Kurfürstendamm und zur Lietzenburger Straße führe.

Dyckhoff hält es für unabdingbar, daß die Busse in kurzen Abständen fahren und es ein dichtes Haltestellennetz gibt: »In Zürich braucht man nicht mehr als hundert Meter zu laufen, dann gibt es eine Haltestelle. In Berlin können die Wege, bedingt durch die großen Blockbautiefen, durchaus 400 Meter oder mehr betragen. Wenn er seinen Wagen fast einen halben Kilometer von seinem Haus abstellen müßte, würde das kein Autofahrer für zumutbar halten.« Offenbar sehe man für die Benutzer öffentlicher Verkehrssysteme lange Anmarschstrecken als selbstverständlich an.

Baustadtrat Dyckhoff plädiert auch für die Anlage von Busspuren auf allen Hauptverkehrsstraßen, die in die Innenstadt hinein- und hindurchführten, also beispielsweise in der Kantstraße und der Otto-Suhr- Allee sowie eventuell auf Teilabschnitten der Joachimsthaler Straße. Nach Auffassung Dyckhoffs sind Busspuren als »Versorgungsspuren« unverzichtbar. Genutzt auch von Rettungswagen und Taxen, dem Liefer- und dem Radverkehr, stellten sie »Ventile« dar, die den notwendigen Verkehr vom weniger notwendigen trennen. Deshalb werde sich der Bezirk weiterhin »mit allen Kräften« für den Erhalt der Kudamm-Busspur in der jetzigen Form einsetzen.

Dem Stadtrat zufolge wird Charlottenburg »auf jeden Fall« auch gegen den Bau von neuen Tiefgaragen Front machen, den die CDU/SPD- Koalition, aber auch die Arbeitsgemeinschaft City befürwortet. Seit Jahren seien die schon im Bezirk existierenden Parkhäuser und Tiefgaragen nicht ausgelastet. Mittlerweile gebe es sogar Planungen eines Eigentümers, ein Parkhaus in der Uhlandstraße zurückzubauen. In den freiwerdenden oberen Etagen sollen Büros eingerichtet werden. C & A in der Wilmersdorfer Straße beabsichtige darüber hinaus, zugunsten eines Neubaus ein vorhandenes Parkhaus ganz abzureißen. Dieser Standort sei optimal durch öffentliche Verkehrsmittel erschlossen — durch zwei U-Bahn- und eine S-Bahn-Linie und Busse.

Verkehrspolitisch könne der sozialdemokratisch regierte Bezirk derzeit selbst nur »kleine Brötchen backen«, räumte der Baustadtrat ein. Aber auch das könnte »sehr effektiv« sein. Weiter Vorrang hat die Sicherung von Schul- und Spielwegen. Daneben ist daran gedacht, neue verkehrsberuhigte Bereiche einzurichten. Die Bezirksplaner sind speziell bestrebt, den Fußgängern mittels Umbauten allüberall die Überquerung von Wohn- und Geschäftsstraßen zu erleichtern. Was noch für Zündstoff sorgen dürfte: Sie wollen dabei die Renaissance des Zebrastreifens einläuten. Dyckhoff: »Ich möchte im nördlichen Abschnitt der Wilmersdorfer Straße mit einem konsequenten System von Zebrastreifen beginnen. Ich halte es nämlich für ein Unglück, daß diese Streifen in Berlin verschwinden. Zusammen mit Mittelinseln richtig eingesetzt, sind Zebrastreifen aus meiner Sicht ein sehr geeignetes Mittel, den Verkehr sicherer zu machen.« Thomas Knauf