Für Özal scheint in Washington die Sonne

Mehr Geld und Waffenkredite an Ankara/ Bush und Özal in Sorge über Auseinanderbrechen des Irak  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Es regnete in Strömen, als der türkische Regierungschef Türgut Özal am Samstag mit US-Präsident George Bush von dessen Landsitz in Camp David zu einer gemeinsamen Pressekonferenz ins Weiße Haus fuhr. Doch in den Beziehungen zwischen Washington und Ankara, so George Bush vor den Kameras, „da gibt es nur Sonnenschein“.

Nach zweitägigen Gesprächen erklärte der US-Präsident seine Bereitschaft, dem vorbildlichen Verbündeten im Golfkrieg trotz der heimischen Haushaltsprobleme weitere finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Erst am Donnerstag hatte der US-Kongreß ein besonderes Hilfspaket in Höhe von 200 Millionen Dollar an die Türkei abgesegnet. Neben der regulären Auslandshilfe von 600 Millionen Dollar jährlich wird Özal auch noch einen Kredit von 82 Millionen Dollar für Waffenkäufe mit nach Hause nehmen können. Irgendwelche Skrupel, mit Özal einen weiteren zweifelhaften Demokraten zum Bündnispartner zu erheben, existieren in den USA nicht.

Während es Özal bei seinem mehrtägigen Besuch in den USA vor allem ums Geld und um Geschäftsverträge mit amerikanischen Firmen geht, ist die Rolle der Türkei für die USA vor allem von strategischer Bedeutung. Neben der irakischen Regierungsumbildung erörterten Bush und Özal bei ihren Gesprächen vor allem die Nachkriegsordnung im Nahen Osten. In deren Gestaltung, so der US-Präsident, könne die Türkei eine „sehr nützliche Rolle spielen“.

Einig zeigten sich Özal und Bush angesichts der schiitischen und kurdischen Aufstände in ihrer Besorgnis über ein Auseinanderbrechen des Irak. Während Bush vor allem einen zu starken Machtgewinn des Iran im Süden des Irak befürchtet, möchte Özal die Autonomiegewinne der Kurden an der Nordflanke zur Türkei beschränkt wissen. Gefragt, ob die Türkei denn einen unabhängigen kurdischen Staat innerhalb des Irak erlauben würde, antwortete Özal eindeutig: „Nein. Ich habe dazu nein gesagt.“