GENERAL SCHWACHKOPF

■ Schweinchen Schlau und die IQ-Rambos

Wo bleibt eigentlich die Neue Weltordnung? Klar, daß sie nicht in wenigen Monaten zu realisieren ist — aber war uns nicht das Gemetzel am Golf als ihr gerechter und notwendiger Beginn annonciert worden? Hatten nicht Militärs, Politiker und ihre PR-Agenten die nach Ende des Kalten Kriegs endlich greifbare „Jahrhundertchance“ beschworen, mit der jetzt ein für allemal eine planetarische Hausordnung installiert werden müsse, selbst für den Preis, daß es ein paar lächerliche zehntausend Iraker das Leben kostet? Wo aber zeichnet sich derzeit auch nur der Ansatz eines Anscheins eines Hauchs dieser Chance ab?

Wer mit diesen Fragen im Kopf die Nachkriegs-Geschichte studiert, stößt auf unglaubliche Meldungen. In der Kurznachrichtenspalte im Wirtschaftsteil der 'FAZ‘ etwa auf einen 10-Zeilen-Bericht, nach dem Präsident Bush vor zwei Wochen ein neues Gesetz eingebracht hat, das der amerikanischen Rüstungsindustrie erstmals seit 20 Jahren wieder staatliche Subventionen zubilligt. Oder auf die Kommentare verschiedener Nahost-Experten, nach denen die Amerikaner angesichts des vom Iran gelenkten Aufstands gegen Saddam ihren Erzfeind von gestern heute mittlerweile schon wieder als einzige Alternative betrachten. Das tollste aber sind die ausführlichen Porträts und Beschreibungen des wahrscheinlich einzigen Gewinners in diesem Krieg: des US-Oberbefehlshabers Schwarzkopf. Das mit einem Stiernacken ausgestattete, kloßartige Mannsbild gilt — man glaubt es kaum — bei amerikanischen Frauen mittlerweile als Sex- Symbol. Und nicht nur das. Weil er auf die mega-geniale Idee kam, nach den wochenlangen Bombardierungen nicht von vorne, über die verminte Küste Kuwaits, sondern seitlich von hinten den finalen Angriff zu starten, wird ihm auch in der seriösen Presse ein IQ von mindestens 170 attestiert. Und neckisch wird berichtet, wie Amerika seinen neuen Super-Intelligenz-Helden feiert — ohne auch nur den Anschein eines Hauchs davon durchblicken zu lassen, daß jeder Schwachkopf mit einer solchen Übermacht an Bombenmaterial diese Schlacht gewonnen hätte. Und daß selbst ein strategischer Säugling, mag er auch noch so „stormy“ sein, beim Eindringen in ein Zimmer durchaus auf die Idee käme, nicht die Wand, sondern die Tür zu benutzen.

Daß ein derart lächerlicher Held so über die Maßen verherrlicht wird, ist symptomatisch: Irgendwas muß man feiern, und außer diesem formalen Sieger gibt es weit und breit nichts. Eine Friedensordnung im Nahen Osten ist so weit entfernt wie zuvor, und als Zeichen für die neue Unordnung, die dieser Krieg angerichtet hat, lodern zur Zeit 600 kuwaitische Ölquellen — bei weitem nicht alle von den Irakern angesteckt, sondern von der „chirurgischen Kriegführung“ des strategischen Genies Schwarzkopf in Brand geschossen. Mindestens drei Jahre soll es angeblich dauern, bis sie eingedämmt sind. Es sei denn, dem General gelingt es, sie mit seinem höchsteigenen C-Rohr zu löschen — oder ist er etwa zu dumm, ein Loch in den Schnee zu pissen? Bei einem derart hohen Intelligenzquotienten darf das ausgeschlossen werden. Warten wir's ab.

Wenn der alberne Rummel um den Intelligenz-Bullen abgeklungen ist, wird es an der Zeit sein, sich den kretinösen Quark vorzunehmen, mit dem sogenannte Intellektuelle den Aktionen dieses IQ-Rambos die höheren Weihen erteilten. Auch wenn sie, wie es sich für Wetterfahnen gehört, die Richtung längst schon wieder gewechselt haben. Und die wendigsten unter ihnen zerknirscht ihre Flachköpfigkeit von gestern eingestehen — um morgen wieder, als integres Schweinchen Schlau, dem erstbesten Stiernacken das „Hurra“ zu singen.

SCHWEINCHENSCHLAUUNDDIEIQ-RAMBOS