Helft dem Klassenfeind!

■ Ehemalige Guerillakämpfer in Kolumbien auf der Suche nach neuem Wirkungsfeld

Bogotá (ips/taz) — Was macht ein arbeitsloser Guerillero? Seitdem in Kolumbien eine bewaffnete Gruppierung nach der anderen mit der Regierung Friedensabkommen schließt und sich entmilitarisiert, ist die Zukunft der ehemaligen Freischärler zum Problem geworden.

Drei Guerillagruppen legten in Kolumbien seit März letzten Jahres die Waffen nieder. Am 31. Mai sollen 500 Kämpfer des Indio-Kommandos „Quintin Lame“ folgen. So droht insgesamt mehr als 3.000 Kämpfern die „Krieger-Arbeitslosigkeit“.

Nun wollen einige Unternehmer die bestens ausgebildeten Guerilleros für ihre Privatarmeen rekrutieren. Rodrigo Garcia, Präsident der Viehzüchtervereinigung in der Nordprovinz Cordoba, schlug vor, aus der ehemaligen „Volksbefreiungsheer“-Guerilla (EPL) eine Landschutztruppe zusammenzustellen, um die Großgrundbesitzer vor der Aktionen der noch aktiven Guerillagruppen zu schützen. Cordoba war früher eine Hochburg der EPL.

Auch an die „Bewegung des 19. April“ (M-19), die im Vorjahr als erste Guerillagruppe die Waffen abgab und heute bereits als etablierte politische Kraft die Mehrheit in der verfassunggebenden Versammlung stellt, traten bereits die Unternehmer heran. Ehemalige M-19-Kämpfer wachen über den größten bäuerlichen Marktplatz im Südwesten Bogotás.

Gustavo Zapata, der die M-19-Schutztruppe organisiert, sagt, er sei von Markthändlern und Bewohnern des Stadtviertels um Beistand ersucht worden. Seine Leute seien aber nur mit Stöcken bewaffnet.

Bogotás liberaler Bürgermeister Juan Martin Caicedo ist von den neuen Polizeiaktivitäten der Ex-Guerilleros gar nicht begeistert. In einem Brief an M-19-Chef Antonio Navarro verlangte er die Einstellung des „illegalen Treibens“ der privaten Schutzgruppen.

Doch Kolumbiens Regierung scheint von der Privatisierungsstrategie angetan. Den noch etwa 10.000 in den „Revolutionären Streitkräften Kolumbiens“ (FARC) und dem „Nationalen Befreiungsheer“ (ELN) zusammengeschlossenen Guerilleros machte sie vor kurzem den Vorschlag, künftig als Landpolizisten zu arbeiten.