ALSVORGRUPPEVONGRANTHART

»ARBEITENUNDSAUFEN«  ■  RUN WESTY RUN

Sie kommen doch noch nach Deutschland (obwohl ich nicht weiß, wer außer mir noch auf sie wartet). Run Westy Run aus Minneapolis sollten nach Erscheinen ihres aktuellen Albums »Green Cat Island« schon im letzten Herbst auf Europa-Tour gehen, was allerdings wegen Timing-Problemen mit der europäischen Veröffentlichung der LP zweimal verschoben wurde. Nun sind sie in ein Paket mit der Band ihres Freundes Grant Hart gesteckt worden, wobei sie etwas untergehen werden. Die Promotion featured Nova Mob, Run Westy Run sind nur special guest, obwohl sie ein besserer Headliner wären. Aber Grant Hart hat hier mehr Fans.

Run Westy Run gibt es seit etwa sechs Jahren, und bis auf den Drummer spielen sie noch in der Originalbesetzung. Drei von fünfen sind Brüder, was aber nicht geplant war oder gar programmatisch zu verstehen ist. Bassist Kraig Johnson: »Wir wurden nicht bekannt als die Three Brothers, und unsere Eltern sagten auch nicht: 'Ihr spielt jetzt alle in einer Band!‘«

Sie benannten sich nach einem Grundschullesebuch, das sie nicht mal alle gelesen haben, und wurden mit ihrem bluesigen Rock'n‘Roll, der viele hardrockige Reminiszenzen an die 70er enthält, aber auch mit Folk-Elementen spielt, zu einer lokalen Größe. Über Grant Hart bekamen sie die Möglichkeit, auf dem Label SST zwei LPs herauszubringen, wechselten dann aber wegen Problemen mit der Betreuung und Bezahlung zur heimatlichen Firma Twin/Tone. Sie hoffen, dort mehr Geld mit ihrer Musik zu verdienen.

Gitarrist Terry Fisher: »Wir versuchen angestrengt, von unserer Musik zu leben, aber es ist sehr schwer.«

Drummer Dan Davies: »Wir haben alle gearbeitet, wurden aber gefeuert, weil wir nicht aufgekreuzt sind.«

Terry: »Es liegt uns nicht im Blut.«

Dan: »Ich bin nicht dafür geschaffen, um acht Uhr aufzustehen und Sklavenarbeit zu tun, die mir nicht gefällt.«

Terry: »Ich lehne eine Gesellschaft ab, in der du für jemanden arbeiten mußt, nur um selbst leben zu können. Warum kann ich nicht mein eigenes Land haben und darauf leben, warum muß ich in einer Fabrik arbeiten? Ich denke, wir sollten zurückgehen in die Wälder und Höhlen, ein urtümliches Leben führen.«

Dan: »Wenn wir so weiterleben wie bisher, sind wir eh bald kaputt. Immer der gleiche Mist: arbeiten und saufen!«

Deshalb gehen sie lieber auf Tour, weil sie dort besser über die Runden kommen und zudem Land und Leute kennenlernen. Dies steht ihnen auch besser, als wenn sie Aussteigerromantik in die Tat umsetzen würden. Kraig: »Wir sind eine Live-Band! Es ist dann total anders als alles, was du auf Platte hören kannst. Ich meine, die Platten kommen dem nahe, aber es ist viel intensiver.« Das stimmt allerdings. Auf der Bühne benehmen sich Run Westy Run so recht wie zappelnde Derwische. Sänger Kirk gebärdet sich so psychotisch, wie viele seiner Texte es nahelegen.

Ihr Rock kommt dann sehr laut, hart und trashig, die wunderschönen Balladen fallen meist aus dem Set, weil sie sich so schwer bremsen können.

Terry: »Wir stimmen mit dem Life on the Road überein.«

Dan: »Ich möchte überall spielen: Portugal, Brasilien... wir hatten eine seltsame Tour im Himalaya, für eine Woche, mein Gott war das verrückt! Und was für eine irrsinnige Show in Borneo!«

Terry: »Ich möchte in East-Germany spielen, wo die Leute nach uns hungern.«

Bisher kommen sie in dieser Gegend nur nach Berlin. Und hier werden ihnen die in der Musik-Szene äußerst hippen Baseball-Kappen sehr heimisch vorkommen — als Fans dieses Sports. Sonst haben die Mützen in den USA keine Bedeutung. Dan: »Sie tragen sie überall im Land, weil Baseball so amerikanisch ist.«

Kraig: »Ich trage sie beim Radfahren, um die Haare nicht in die Augen zu bekommen.«

Terry: »Ich trage eine, wenn ich meinen Haarschnitt hasse. Unglücklicherweise habe ich gerade keine, und ich mag meinen Haarschnitt nicht.«

Wieder ein Beispiel für das sympathische Un-Styling amerikanischer Gitarrenbands. Dies wird heute im Loft auch an Run Westy Run zu goutieren sein. Aber nicht in erster Linie. Schwalbe

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