Wirtschaftskrieg zwischen Serben und Kroaten

■ Sondersteuern und illegale Enteignungen/ Todesstoß für die Ökonomie?

Belgrad (dpa) — Die zerstrittenen jugoslawischen Völker überziehen sich zur Zeit gegenseitig mit einem Wirtschaftskrieg, der die ohnehin darniederliegende Wirtschaft völlig in den Zusammenbruch treiben könnte. Gestern verordnete die kroatische Adria-Stadt Zadar: 17 Firmen aus Serbien müssen die Stadt bis Ende des Monats verlassen; 15 weitere Unternehmen werden Strafsteuern entrichten müssen. Hunderte serbischer Ferienhausbesitzer an der Küste rund um Zadar werden ab sofort Sonderabgaben an die Behörden zahlen. „Der Willkür sind Tür und Tor geöffnet, das Chaos ist komplett“, beschreibt ein westlicher Wirtschaftsfachmann die Lage.

Diese Verordnung ist die Rache der Stadt Zadar für die kalte Enteignung der aus dieser Stadt stammenden Firma „Bagat“. Die 110 Beschäftigten eines Zweigwerks in Serbien hatten sich entschädigungslos von der Muttergesellschaft abgespalten. Der Schaden: 140 Millionen Dinar (rund 15,5 Mio DM). Bagat ist nur ein Beispiel für den unkonventionellen Weg der vor dem Bankrott stehenden Republik Serbien, sich neues Kapital zu verschaffen. Die Enteignung der serbischen Filialen der kroatischen Firma „Rade Koncar“ brachte nur 52 Millionen Dinare ein (sechs Millionen Mark).

Den dicksten Fisch zog Serbien sich mit der gesetzeswidrigen Übernahme von 187 Tankstellen des kroatischen Ölriesen INA im Wert von 150 Millionen Dollar an Land. „Das ist glasklarer Raub“, sagt der Zagreber Rechtsprofessor Jakisa Barkic. „Und es ist unbegreiflich, daß die serbischen Gerichte daran teilnehmen.“ In der Tat haben diese Gerichte die widerrechtlich enteigeneten kroatischen Betriebe anstandslos als neue serbische registriert. Als „Gipfel der Frechheit“ wird von der INA angesehen, daß Serbien die 187 enteigneten Tankstellen im Ausland als Kapital für ein Gemeinschaftunternehmen angeboten hat.

Doch Serbien ließ sich noch mehr einfallen: Alle kroatischen und slowenischen Firmen müssen je Quadratmeter Geschäftsraum in diesem Landesteil 1.200 Dinar Sonderabgaben zahlen (133 DM). Das macht für Kroatien bei 200.000 Quadratmetern umgerechnet 26 Millionen DM. Kroatische Städte haben gleichgezogen und verlangen genau diese Summe von serbischen Unternehmen auf ihrem Territorium.