HMI-Forschungsreaktor ist in Betrieb gegangen

■ Drei bis vier Monate Testbetrieb, im Herbst volle Leistung/ Über Anwohner-Klage noch kein Entscheid

Berlin. Der umstrittene Forschungsreaktor des Hahn-Meitner- Instituts (HMI) ist am Wochenende in Betrieb gegangen. Am Samstag wurde das 170-Millionen-Mark- Projekt angefahren, teilte das HMI gestern mit. Bis zum normalen Arbeitsbetrieb wird es aber noch einige Monate dauern, erst einmal läuft der Reaktor nur im Testbetrieb. Über jeden Handgriff und alle Computer-Meßergebnisse soll in dieser Zeit penibel Protokoll geführt werden. Die 10 Megawatt, die das Mini-Atomkraftwerk erzeugen wird, dienen nicht der Stromproduktion, sondern der Erzeugung von Neutronen. Die Bestandteile des Atomkerns wollen die etwa 200 Wissenschaftler des Instituts auf bestimmte Materialien schießen, um so Aufschluß über den Aufbau und die Eigenschaften von Werkstoffen zu gewinnen.

Über die Klage eines Anwohners gegen die Inbetriebnahme hat das Gericht noch nicht entschieden, teilte gestern der Rechtsanwalt Wolfgang Siederer der taz mit. Mit der Inbetriebnahme sind bereits Teile der Reaktor- und der Experimentierhalle radioaktiv verseucht. Der Anwalt hatte das Gericht gebeten, die Inbetriebnahme deshalb zu verhindern — erst müsse geklärt werden, ob die Betriebsgenehmigung des Umweltsenators rechtmäßig sei. Siederer bemängelt, daß eine weitere gefährliche Experimentiereinrichtung (»schnelle Rohrpost«) genehmigt worden sei, ohne daß erforderliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden seien. Die Reaktor-Fernüberwachungsanlage müsse erst später installiert werden. Ohne die Überwachungsanlage kann die Genehmigungsbehörde nicht aktuell kontrollieren, ob Störfälle auftreten. Auch sei die Entsorgung des Atommülls nur für sechs Jahre geklärt. Ein Sprecher des HMI erklärte, daß der Atommüll für 29 Jahre entsorgt sei. diak