Krügerrand vom Ende der Sanktionen kaum betroffen

■ Südafrikanische Goldmünzen dürfen wieder in die EG importiert werden

Berlin (taz) — Einen großen Aufschwung wird der Handel mit Krügerrand nicht nehmen. Dies ist allerdings weniger dem Umstand zu verdanken, daß die Goldmünze aus Südafrika aus politischen Gründen bei den AnlegerInnen unpopulär bliebe. Vielmehr ist der Krügerrand auch während des fünfjährigen EG-Boykotts intensiv an- und verkauft worden. Dies berichten übereinstimmend Fachleute aus Frankfurter Großbanken. Am Montag hatte die Europäische Gemeinschaft die letzten Sanktionen gegen Südafrika aufgehoben; damit ist auch das Importverbot für den Krügerrand gefallen.

Vor den Sanktionen exportierte das weiße Regime am Kap bis zu einem Drittel seiner Goldausfuhren in der Form geprägter Münzen. „Früher waren Goldmünzen und Krügerrand eins“, meint dazu ein Experte. Vor allem den wegbrechenden US- Markt nahmen dank intensiver Werbekampagnen der kanadische „Maple Leaf“ und heimische Münzen ein. In der BRD hingegen war der Handel weniger beeinträchtigt. Zwar gab es keinen Nachschub vom Kap, aber Käufe und Verkäufe liefen wenig eingeschränkt weiter. Um sich nicht Besuche protestierender Anti-Apartheid-Gruppen einzuhandeln, räumten allerdings viele Banken die Münzen aus ihren Schaufenstern unter den Tresen und händigten sie nur noch auf Nachfrage der Kundschaft aus. Von Bank zu Bank unterschiedlich, wird ein aktueller Anteil des Krügerrands an den insgesamt verkauften Goldmünzen von 25 bis über 50 Prozent genannt.

Allerdings gab es interessante Sonderbewegungen. Traditionell bewegt sich der Preis von Goldmünzen leicht oberhalb von dem der Goldbarren gleichen Gewichtes und Gehaltes. Die Angst vor einem möglichen Verkaufs- und nicht nur des beschlossenen Importverbotes sorgte aber dafür, daß der Krügerrand gleichmäßig rund zwei Prozent billiger als seine Konkurrenten blieb — und damit blieb auch das Interesse von Anlegern hoch.

Durch eine „riesige Nachfrage während des Golfkrieges“ stieg das Aufgeld gegenüber dem reinen Gold im Januar und Februar jedoch um ein gutes Prozent. Kein Wunder: Zahlreiche Kleinspekulanten hatten auf einen langandauernden Landkrieg gesetzt, der den Dollar schwächen und das Gold hochtreiben würde. Passiert ist genau das Gegenteil, und so sank nicht nur der Goldpreis, sondern auch das Aufgeld im März und April wieder gegen Null. Für die „Enthortung“ sorgten attraktivere Anlagen wie Dollars und Aktien.

In jüngster Zeit ist nun das Aufgeld wieder minimal um ein halbes Prozent gestiegen; beobachtet werden verstärkte Eindeckungskäufe des Profi-Handels, die mit weiter steigendem Aufgeld rechnen. Politische Gründe spielen, so ein Händler zur taz, dabei wie fast immer keine Rolle: „Den Einzelnen interessiert das nicht.“ Dietmar Bartz