Freie Volksbühne mit neuer Konzeption

Schöneberg. Das Theater der Freien Volksbühne hat eine Neukonzeption für ihr von der Schließung bedrohtes Haus vorgelegt. Nach dem von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin in Auftrag gegebenen Gutachten zur Theaterlandschaft sollte die Bühne an der Schaperstraße künftig nur noch für internationale Gastspiele genutzt und das Ensemble und die Trägerschaft durch den Volksbühnenverein aufgelöst werden. Sowohl Intendanz und Belegschaft als auch der Verein hatten sich gegen diese Pläne ausgesprochen.

Darum schlugen Intendant Hermann Treusch und Verwaltungsdirektor Lutz Dünnwald gestern eine gemischte Konzeption vor. So sollte die FVB jährlich etwa drei eigene Produktionen herausbringen, von denen immer nur zwei an etwa 100 Tagen im Jahr im Spielplan sein sollten, was fast wieder dem ursprünglichen En-Suite-Betrieb der Volksbühne gleich käme. Was das eigene Profil betrifft, so stellt man sich »politisches Theater, Revuen in der Tradition von Erwin Piscator und Autorentheater mit Ur- und Erstaufführungen in Zusammenarbeit mit den Autoren« vor. Für den Rest des Jahres sollen Gastspiele stattfinden, die allerdings zum übrigen Profil passen sollten. Als Rechtsform wird eine GmbH mit dem Land Berlin als Dreiviertel-Mehrheitsgesellschafter und dem Volksbühnenverein angestrebt.

Treusch und Dünnwald versprechen sich von diesem Konzept nicht nur »etwas Neues für Berlin«, sondern auch die Erhaltung der meisten Arbeitsplätze, die sonst wegfallen würden. Außerdem könnten so die notwendigen Mittel für das renovierungsbedürftige Gebäude gerechtfertigt werden und die Umbaukosten, die für eine reine Gastspielbühne entstünden, würden verringert.

Ebenfalls gestern äußerte sich erneut der Volksbühnenvereinsvorstand. Auch er will eine gemeinsame Trägerschaft mit dem Senat und steht dem Piscator-Gedanken nah, schlägt jedoch zusätzlich vor, das Haus solle sich auch dem Grips-Theater öffnen und einen Manager-Intendanten ohne eigene künstlerische Ambitionen bekommen. Auf jeden Fall sollten aber beide Volksbühnen erhalten bleiben. Berlin brauche nicht noch mehr Festspielkultur, sondern mehr eigene Produktivität. grr