CIA verführt Kaffeekränzchen

■ 200 Bremerinnen empört über Betty Mahmoodys Schmöker: „Selber schuld!“

Eine US-Amerikanerin fährt mit Tochter und Mann auf Besuch in dessen Heimatland Iran. Dort wandelt sich ihr in den USA völlig amerikanisierter Göttergatte zum schlagenden Patriarchen und religiösen Fanatiker. Unter abenteuerlichen Umständen gelingt der zwangsverschleierten Frau zusammen mit ihrer Tochter die Flucht aus dem Land des Ayatollah Chomeini.

Kaum ein deutsches Kaffeekränzchen, dem die spannende Story der Betty Mahmoody in den vergangenen zwei Jahren nicht

Klischee vom CIA: Böser Orientale bedroht gute AmerikanerinAus dem Film zum Buch

den herrlich menschelnden Stoff für das sahnekuchenselige Gruseln vor dem bösen Orientalen geliefert hätte. Und kaum eine junge Feministin, der nicht Mutter, Tante oder Großmutter den Schmöker zum Geburtstag schenkte: „Lies das mal, Kind, das Thema interessiert dich doch.“

Interessiert drängten sich am Donnerstag abend auch über 200 Bremerinnen aller Haut- und Paßfarben im Bürgerhaus Weserterrassen, um auf Einladung der Grünen über Buch und Film zu

hier bitte das Foto

mit dem Mann und der

verschleierten Frau

Mahmoodys selbsterlebtem Abenteuer zu diskutieren. Doch ob Iranerin, Araberin, Deutsche oder Grüne: Schnell war die multikulturelle Einigkeit hergestellt, daß es eigentlich gar nichts zu diskutieren gibt.

Ja, „verschlungen“ hätten sie das Buch, gestanden mehrere Rednerinnen. Aber schon nach den ersten Seiten habe auch der Ekel angefangen: vor der „unheimlichen amerikanischen Larmoyanz“ (die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel), vor dem „Rassismus“, der

„Ignoranz“ und den „dumpfen Gefühlen“, die von dem Bestseller ausgingen. Und die Amerikanerin sei ja „richtig egoistisch“ gewesen, sie hätte sich doch schließlich schon eher für die Kultur ihres Ehemannes und Vaters ihres Kindes interessieren können, dann wäre sie womöglich gar nicht erst in den Iran mitgefahren, im Grunde sei sie doch „selber schuld“, daß sie dort geprügelt und eingesperrt wurde.

Einige Bremerinnen gingen sogar noch weiter: „Das Buch kann doch unmöglich von Frau Mahmoody selbst geschrieben sein“, meinte eine, „dafür ist sie doch viel zu naiv“. Und eine andere ahnte, daß Ghostwriter CIA persönlich Hand ans Buch gelegt hätte, um westliche Frauen zum weltpolitisch opportunen Haß auf den Orient zu verführen.

Der einsame Einwand, Betty Mahmoody sei schließlich im Iran gefangengehalten worden, das sei doch wohl Freiheitsberaubung und ihre Flucht davor „echt stark“, blieb ebenso unerhört wie die Frage einer schwarzen Bremerin: „Woher wißt Ihr eigentlich, daß es im Iran nicht vielleicht wirklich so ist, wie im Buch beschrieben?“ Applaus dagegen für die beruhigende Auskunft einer Iranerin an ihre deutschen Geschlechtsgenossinnen: „Ihr habt es hier auch nicht besser als wir im Iran.“ Ase