DKP-Motoradstaffel? Weicheier?

■ MC Kuhle Wampe Bremen: Faule BMW-FahrerInnen mit vorzeigbarer Vergangenheit

Freitag abend, „Hart Backbord“ in Walle: Ein knappes Dutzend Motorräder vor der Eckkneipe, überwiegend BMW, eine Triumph, eine Moto Morini, kleinere Japanerinnen und ein Muscle-Bike aus Nippon. Der Motorradclub (MC) „Kuhle Wampe“ Bremen hat seinen Stammtisch. Man hört Gespräche, wie sie alle Motorradfahrer führen: „Benzingespräche“. Eine gemütliche Runde, Frauen dabei, alle um die 30, einhellige Meinung: „Wir sind faul geworden.“. Das war nicht immer so. Kuhle Wampe, das war einmal Motorradfahren mit Anspruch.

20er Jahre. Eine Laubenpieperkolonie in Berlin, Arbeits- und Obdachlose haben ihr Schicksal in die Hand genommen, organisieren sich selbst. Auch ihre Freizeit. Bert Brecht hat darüber einen Film gemacht. Den sahen vor 15 Jahreb Leute in Krefeld, Motorradfahrer, und im Film kamen 30 Sekunden Motorradrennen vor. Das war die Geburt des ersten MC Kuhle Wampe.

Mit 1.000 Mitgliedern ist Kuhle Wampe heute einer der

hier

die

Demo

motorradler

größten MCs. Die örtlichen Clubs sind autonom. Anarchisten gibt's, Schrauber, Gespannfahrer, Tourer, Geländefreaks, Politaktivisten. Der Bundesvorstand, von 150 Delegierten gewählt, macht die Politik. Und die ist links. Ökologisch. Antifaschistisch. Da wird ein Motorrad für Nicaragua gespendet, gegen Streckensperrungen, Bikerdiskriminierung, Golfkrieg, DDR- Einverleibung demonstriert, und kürzlich hätte beinahe die Mehrheit von Wampe-Motorradfahrern (!!!) die Forderung angenommen nach Tempolimit 80/100 (Straße, Autobahn) zu sein. Unglaublich!

Rudimentär sind solche Vor

stellungen auch bei der Bremer Gruppe noch da. Auf Kurzstrecken hält man Bus und Bahn für besser, Katalysator wird diskutiert, Tempolimit wäre denkbar, na also.

Ja als sie noch jung waren. Und wild. Ostermarsch war ein „Muß“. Garlstedt, mit Sandwiches. „Lieber halb stark mit Sturzhelm als ganz stark mit Stahlhelm!“ Antifaschistische Stadtrungfahrten auf dem Motorrad zusammen mit der VVN, den Naziverfolgten. Mit 30 bis 50 Maschinen Bunker und Friedhöfe besuchen. Die frühen 80er. Man war nicht DKP, aber doch nah. Die Partei stellte Zelte, Gullaschkanonen, Megaphone, einige waren Mitglied. Halfen als lederbewehrte Ordner auf UZ-Pressefesten aus. Doch, so Manni, Gründungsmitglied: „Man wird älter, man lernt dazu.“

Wer noch „tatendurstig“ war, spaltete sich vor zwei Jahren ab. Seitem gibt's die „Wampiere“, von denen man aber auch nicht mehr viel hört. Was bleibt? Man hilft sich, für die ca. 6 Mark Monatsbeitrag hat man eine Zeitschrift, eventuell ein paar Prozente beim Reifenhändler, man darf den Patch tragen und die Kutte. Und das Sommertreffen in Holzminden.

Apropos Kutte: Stefan (Harley) trägt sie als einziger noch, die Flatterweste überm Leder, die auf andere MCs wie ein rotes Tuch wirken kann. Deren Tragen nicht nur im „Dröhn“ (Aladin) verboten ist. Im allgemeinen hat Kuhle Wampe auch mit den härtsten Rockern keine Probleme.Sie werden einfach unter „Weicheier und Körnerfresser“ abgelegt.

Wenn es im Hart Backbord dann gegen zwölf so richtig gemütlich wird, kommt plötzlich raus, daß Jochen und Stefan und wernichtalles ganz kleine Kinder haben, wie fährt man jetzt mit denen auf Treffen? Soll ein Kleinkind ins Gespann? Die Kinderhelmfrage. Und letzten Sonntag, und da kriegen die Lederkerls begeisterte Augen, hat doch meine Kleine stundenlang mit am Motorrad geschraubt und „Nüsse“ verschleppt und am Schluß: Ölschmiere bis über die Ohren. Das ist Glück! Kuhle Wampe in die Jahre gekommen: Stolze Eltern hoffnungsfroher Jung-Biker. Vielleicht machen die mal die Revolution. Bus