Alkohol und Entwicklung

■ Erfolgreiche Regierungsbildung à la Esko Aho

Helsinki (taz) — Als in der Nacht zum Mittwoch die letzte Runde der Koalitionsverhandlungen zur Bildung der neuen finnischen Regierung lief, fehlte dem 36jährigen Ministerpräsidenten in spe noch ein Pöstchen für die kleine konservative Christliche Union. Für das liberale Zentrum, die Konservativen und die Schwedische Volkspartei hatte Esko Aho bereits die entsprechenden Ministerien gefunden. Auch sein letztes Problem löste Aho mit Schwung: Das Alkoholministerium wurde geboren. Möglicherweise unter Einwirkung alkoholischer Getränke kommentierten hier die KritikerInnen gleich hämisch. Denn dem neuen Alkoholminister wurde auch noch das Entwicklungshilferessort übertragen. Ein kombinierter Entwicklungshilfe- und Alkoholminister — eine Weltpremiere. Dafür wurde auch der Etat für die Entwicklungshilfe kräftig zusammengestrichen: Hinweis auf die eher nebensächliche Bedeutung, die die neue Regierung dieser Aufgabe zuweist. Auch vom neuen Alkoholressort versprechen sich die Finnen keine Lösung des entsprechenden Problems, dazu fehlt es an erfolgversprechenden Konzepten.

Trotz aller Anstrengungen der Gesundheitsbehörden hat sich an der finnischen Suche nach dem Rausch nichts geändert. Er ist gesellschaftlich akzeptiert — Probleme mit dem Alkohol haben hier bislang noch keiner PolitikerInnenkarriere geschadet. Und so ist nun der Koalitionsarithmetik Genüge getan, die neue bürgerliche Regierung unter Ministerpräsident Aho konnte am Freitag in Helsinki — stocknüchtern? — ihr Amt antreten. Reinhard Wolff/li