SPD vertagt Entscheidung über Hemelinger Marsch

■ Wedemeier-Kompromiß fand große Mehrheit

SPD-Senat und SPD-Fraktion hatten sich bereits im letzten Jahr definitiv festgelegt: Ein neues, 50 Hektar großes Gewerbegebiet soll längs der Weser in der Hemelinger Marsch entstehen. Am Samstag nun fand auch der Landesparteitag der Bremer SPD Gelegenheit, sich mit dieser Gewerbeflächen-Politik zu befassen. Am Ende der kontroversen, bald zweistündigen Diskussion, wurde einem Kompromißvorschlag von Bürgermeister Klaus Wedemeier zugestimmt: Die Hemelinger Marsch soll zur Planungsreife gebracht werden. Ob das Gebiet dann auch tatsächlich erschlossen wird, soll erst entschieden werden, wenn die Pläne vorliegen. Gegen diesen Kompromißvorschlag stimmten fast nur die Genossen aus dem Bremer Osten, die beantragt hatten, ein weiteres Gewerbegebiet in Hemelingen abzulehnen.

Der Vorsitzende der SPD-Verkehrs- und Flächenkommission, Dieter Kahrs, hatte die Delegierten aus Hemelingen mit einem Initiativ-Antrag gegen sich aufgebracht, in dem verlangt wurde, das Gewerbegebiet bis 1995 zu erschließen. „Es gibt nur die Alternative Niedervieland III und das soll Natur- und Landschaftsschutzgebiet werden“, warb er um die Genossen aus dem Bremer Westen. Und der SPD- Baupolitiker Carlo Schreiber fand ein weiteres Gewerbegebiet in Hemelingen „zumutbar“ und warnte vor dem St.-Florians- Prinzip. Ein Argument, daß den Hemelinger Beiratssprecher, Kurt Schuster, erzürnte: „“Das brauchen wir uns nicht bieten lassen. Die Grenzwerte für menschenwürdiges Wohnen sind in Hemelingen längst überschritten.“ Dem Kahrs-Argument, 35 Hemelinger-Firmen warteten nur darauf, endlich aus dem Stadtteil in die Marsch ziehen zu können, widersprach die Ortsvereinsvorsitzende Gisela Fröhlich: „Das wird uns seit 1985 gesagt. Doch nicht ein einziger Betrieb ist bislang umgesiedelt worden.“

Angesichts der unklaren Mehrheitsversuche fand Marsch-Befürworter Klaus Wedemeier den Rettungsanker, um ein mögliches Nein zu weiterer Gewerbeansiedlung in Hemelingen zu verhindern. Die endgültige Entscheidung auch über künftige Gebiete für Wohnungsbau soll nun ein Landesparteitag nach den Bürgerschaftswahlen treffen. hbk