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Die Ostdeutschen sollen alles 'Super!‘ finden

■ Burda und Murdoch machen Springers 'Bild‘ Konkurrenz/ Einweihung mit Unter- und Übertreibungen

Vogelsdorf (taz) — Zwei Konzernherren freuten sich: Mit symbolischem Knopfdruck starteten am Dienstag abend die Großverleger Hubert Burda und Rupert Murdoch die Offset-Rotationen, auf denen ab sofort die neue 'Super!‘-Zeitung gedruckt wird. Burda und Murdoch sind an dem Boulevard-Blatt mit je 50 Prozent beteiligt; mit 170 Millionen DM seien 500 Arbeitsplätze geschaffen worden. Produziert wird nach nur fünfmonatiger Vorbereitung in einer ehemaligen Betonplattenfabrik im Berliner Vorort Vogelsdorf.

Die funkelnagelneue Technik, war zu erfahren, bestehe vor allem aus der Ganzseitenübertragung von der Redaktion zur Druckerei und der digitalen Verarbeitung der Fotos. „Eine der modernsten Produktionen Europas“ nannte es Burda — der technologische Sprung jedoch hat offenbar von den Druckmaschinen selbst haltgemacht, die Murdoch in das Gemeinschaftswerk Ost eingebracht hat. Denn die englischen Anlagen machen einen arg abgenudelten Eindruck. „25 Jahre alt, haben früher in Yorkshire gestanden“, belustigte sich denn auch einer der Drucker, die gleichfalls aus England importiert wurden und einstweilen den Betrieb sicherstellen sollen. Auch wenn das Alter übertrieben sein mag: Die Nullnummer läßt an den Farbdruck erhebliche Wünsche übrig, und angesichts der extrem kurzen Vorlaufzeit sehen die Arbeiter besorgt auf die kommenden Tage. 30 Pfennig sollen die 16 täglichen Seiten kosten und ausschließlich für die neuen Markt gelten; die Nullnummer, die von „unserer“ Fernseh-Länderkette DFF berichtet, hat denn etwa auch einen rein ostdeutschen Wetterbericht.

Das Tittenblatt — wie zu erwarten war, zierte eine barbusige Frau die Seite 1 der Nullnummer — wird Burda zufolge mit 500.000 Auflage angedruckt, und „wir sind froh, wenn wir am ersten Tag 300.000 verkaufen“. Auf diese Untertreibung — Grundlage für spätere Erfolgsmeldungen — mochten die anwesenden Fachjournalisten nur mit Erheiterung reagieren. Dietmar Bartz

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