„Nur ein paar kleine Wehwehchen“

Der Strumpfhersteller Kunert legte in München seinen ersten Öko-Bericht vor  ■ Aus München Karin Meyer

Eine Öko-Bilanz war es eigentlich nicht, die die Firma Kunert AG gestern in München vorstellte. Die Strumpfhersteller gingen nämlich sehr sparsam mit absoluten Zahlen um. Aus der Bilanz wurde ein Öko- Bericht, an dem 26 Kunert-Beschäftigte ein Jahr lang gearbeitet haben. Sie erstellten eine ökologische Bestandsaufnahme des Unternehmens vom Einkauf über die Produktion bis zur Entsorgung der eigenen Produkte und durchforsteten den Betrieb nach ökologischen Schwachstellen. Angestrebt wurde dabei, so die Zielvorgabe, vom bloßen Reagieren auf Umweltprobleme wegzukommen und statt dessen aktiv und vorbeugend Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Fazit des Vorstandvorsitzenden Rainer Michel: „Der Patient Kunert ist überwiegend gesund. Es gibt aber ein paar kleine Wehwehchen.“

Die wurden zum Beispiel beim Färben gefunden. Im Jahr 1989 machte die Modefarbe Schwarz 70 Prozent der Produktion aus. Die Farben sind stark chromhaltig; Kunert übte Druck auf Lieferanten aus und kann jetzt auch ohne Chrom färben — und das fürs gleiche Geld. Erfolgreich wurde auch Nylon-Fabrikanten mit Lieferantenwechsel gedroht.

Druck auf die Lieferanten ist aber nicht die einzige Maßnahme. Man will sich auch an die eigene Nase fassen: Es sollen bessere Luftfilter installiert, Verpackung recycelt und zehn Prozent Wasser gespart werden. Weil das Wasser nach dem Färben sehr hohe PH-Werte hat, sollen im kommenden Jahr 600.000 Mark für Neutralisierungsanlagen ausgegeben werden.

Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung des Umweltschutzes im Unternehmen will sich die Geschäftsleitung aber nicht setzen. Auffällig bleibt, daß viele der angekündigten Reformen im Unternehmen, etwa bei Verpackungen, direkte finanzielle Einsparungen bringen. Michel: „Wir sind Wirtschaftsleute und keine Öko-Spinner.“ Von 22 Millionen DM Investitionen fließen zwei bis drei in den Umweltschutz.

Auf konkrete Zahlen im Öko-Bericht habe der Strumpf-Konzern verzichtet, weil die Materie überaus schwer zu bewerten sei: „Wie sollen Sie einen Baum berechnen, den Sie gepflanzt haben, oder einen Strauch, den Sie abgehackt haben?“ Lobt Bernd Wagner von der Universität Augsburg, der Kunert beim Projekt „Ökologische Bestandsaufnahme“ als externer Berater zur Seite stand: Positiv sei, daß sich „die Firma Kunert mit der Veröffentlichung der Schwachstellen des Unternehmens unter Druck setzt“.