Skinheads schlugen Kind zusammen

■ In Ulm überfielen Rechtsradikale eine Gruppe griechischer Jungen

Ulm (taz) — In der Ulmer Lokalzeitung haben 224 BürgerInnen eine großformatige Anzeige geschaltet: „Die Kinder unserer ausländischen Mitbürger/-innen sind auch unsere Kinder! Wir sind erschüttert, daß mitten in unserer Stadt ein griechisches Kind unter den Rufen ,Ausländer raus!‘ mißhandelt wurde.“ Die Ulmerin Bruni Düllmann reagierte so auf einen Skinhead-Überfall, den sie vor etwa zwei Wochen selbst beobachtet hatte. Die Rechtsradikalen hatten eine Gruppe griechischer Kinder zunächst mit „Ausländer raus!“ beschimpft. Als sie weglaufen wollten, nahmen die Skins die Verfolgung auf und schlugen einen 13jährigen, der gestürzt war, brutal zusammen. „Als der Bub am Boden lag, haben sich die Skinheads auf ihn gestürzt und ihn mit Schlagstöcken und Fußtritten so mißhandelt, daß er in die Uni-Klinik eingeliefert werden mußte“, erzählt die Ulmer Bürgerin. Ihr Mann ergänzt: „Keiner der Passanten eilte dem Jungen zu Hilfe. Erst als zwei Italiener und eine Italienerin kamen und dem Buben beisprangen, ließen die Skinheads von ihm ab.“ Die Ulmer Polizei kommentierte den Vorfall lapidar: Es haben sich leider keine Zeugen gemeldet, wir konnten die Täter nicht ermitteln. Von einer zunehmenden Radikalisierung des rechten Lagers, von der viele in Ulm inzwischen sprechen, will Kripo-Chef Brand noch nichts gemerkt haben. „Außer diesem Vorfall gab's bei uns bislang nur kleinere Rangeleien und Geplänkel zwischen Skinheads und Ausländergruppen“. Das aber ist nachweislich falsch; Zeugen berichteten, daß nur einen Tag nach dem brutalen Skinhead-Überfall auf die griechischen Jungen ein Zwölfjähriger auf einem Ulmer Spielplatz von Gleichaltrigen zusammengeschlagen wurde, nachdem er auf die Frage „Bist du Ausländer?“ nicht gewantwortet hatte. Klaus Wittmann