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Please, don't Quayle me!

Bush nach Klinikaufenthalt wieder im Weißen Haus/ Angst vor Vizepräsident Quayle bleibt  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Das Schreckensszenario einer vorübergehenden Führung der Nation durch den Ersatzpräsidenten Dan Quayle bleibt Amerika vorerst erspart. US-Präsident George Bush ist am Montag auch ohne Elektroschockbehandlung, aber mit immer noch flatterndem Herzschlag aus dem Kranken- ins Weiße Haus zurückgekehrt. Der am Samstag beim täglichen Jogging außer Kontrolle geratene Herzrhythmus George Bushs war am Sonntag abend durch das Medikament „Procainamid“ zumindest zeitweise wieder beruhigt worden. Am Montag morgen begann das Präsidentenherz jedoch wieder zu flimmern. Dennoch ließen die Ärzte George Bush jetzt zur Ausführung seiner präsidentiellen Pflichten wieder in seine Wohn- und Arbeitsgemächer zurückkehren; in der Hoffnung, die medikamentöse Behandlung möge nützen. Vorher hatte das Ärzteteam eine Elektroschockbehandlung erwogen, die eine kurze Anästhesie — und damit die Abgabe der Amtsgeschäfte an Vizepräsident Dan Quayle — erfordert hätte.

Die Mediziner entschieden offenbar, daß eine solche Aussicht für des Präsidenten (und anderer Bürger) Wohlbefinden noch viel schlimmere Folgen haben könnte. Denn kaum war George Bush ins Marinekrankenhaus von Bethesda eingeliefert worden, da machten in den Medien Berichte über die Qualifikation des 44jährigen Ex-Senators Dan Quayle aus Indiana die Runde. An ihm als Vize hält Bush seit seiner Ernennung im Wahlkampf 1988 trotz dessen überwältigender Unpopularität unbeirrt fest. Nur 19 Prozent der Bevölkerung halten Dan Quayle, für aus „Präsidenten-Material“ geschnitzt. Lediglich die äußerste republikanische Rechte sieht in dieser Inkarnation der „Seichtigkeit des Seins“ einen würdigen Vertreter zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele innerhalb der Bush-Administration. Selbst wenn George Bush, wie angekündigt, sein anspruchsvolles Sportprogramm bereits in der nächsten Woche wieder aufnehmen sollte, dürfte die Vizepräsidentschaft des Dan Quayle von nun an ein beliebtes Thema im demokratischen Präsidentschaftswahlkampf von 1992 werden.

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