: taz wittert Morgenluft
■ Glorioses 4:0 im Fußball-Vergleichskampf
»Wegen der gebotenen Fairneß«, so schrieb die Ostberliner Tageszeitung 'Der Morgen‘ vor dem Fußballmatch gegen die taz, »drücken wir der taz die Daumen.« Vielen Dank, Kollegen, es hat geholfen. Mit 4:0 gewannen die Ballzauberer aus der Kochstraße in einer kampfbetonten Partie gegen die Lederkugel- und Schreibtischvirtuosen aus dem Hause Springer.
Als einsamer taz-Hooligan am Spielfeldrand zwischen einer vielköpfig jubelnden Morgenredaktion, führte Hausmeister Jens seine Elf zu einem letztlich ungefährdeten Sieg. Zwar verhinderte bereits in der ersten Minute ein zufällig auf der 'Morgen‘-Torlinie postiertes Kleinkind eine frühe taz-Führung, die gefürchtete Osteuropa-Flügelzange Christian Semler (Sportdreß im leuchtenden Rosa) — Erich Rathfelder (Gesamtalter: 96, Kampfgewicht: runde 200 Kilo) verschoß je einen Elfmeter, Mittelfeldregisseur Matti schien mehr als einmal überfordert, doch pfeilschnelle Lokalkultursportler, quirlige Kantinenmitarbeiter, aufmerksame Rätselerfinder und ein zweiter kompromißloser Hausmeister in feuerrotem T-Shirt, ließen den 'Morgen‘ keine Morgenluft schnuppern.
Der Schlüssel für den taz-Erfolg liegt offenkundig in der herausragenden Stellung, die man in der Kochstraße seit Jahren dem allwöchentlichen Betriebssport einräumt. Der Betriebssport ist Schlüssel des betrieblichen Gedeihens und die taz-Mannschaft ist aufeinander eingestimmt. Einige verstehen sich blind, nachdem sie die alltägliche Journalistenkluft mit dem festlichen Fußballdreß vertauscht haben. Die 'Morgen'- Mannschaft, gewitzt nur in der täglichen Blattmacherei, stand zum ersten Mal auf dem Fußballplatz. Aus unerfindlichen Gründen und zum eigenen Schaden verzichtete man bislang auf intensivere Betriebssportbemühungen.
Ein Hauch von Skandal lag allerdings über dem Spiel. Aufmerksame Beobachter sprachen von »Betrug«, denn der überaus erfolgreiche taz-Mittelstürmer (2 Tore) verdient sein Geld in Wirklichkeit bei der 'Jungen Welt‘. taz
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