INTERVIEW
: »Wir gehen hier aufrecht raus«

■ Der Tornado Günther Thews zieht nach dem letzten Blauen Montag im Quartier Bilanz

taz: Was hat dir am Blauen Montag am meisten Spaß gemacht?

Günther Thews: Das wir die Künstler präsentieren konnten. Ich, der ich selber nicht viel kann, außer quatschen. Wir haben die Leute, die wir auf der Bühne hatten, alle gemocht und versucht, immer die Besten zu kriegen. Wir haben zum Beispiel ganz viele Artisten aus der ehemaligen DDR ganz liebevoll ins Programm eingearbeitet, zwischen unsere Freakszene und die Alternativkultur. Am Anfang hatten die noch ein bißchen die Staatsartistik drauf. Wir haben die dann versucht, etwas umzumodeln und ihnen geholfen, sich besser vorzustellen. Aber wir hatten auch unmögliche Versager. Einer hieß H. D. Schacht, der hat was vorgelesen, daß mit Buddhismus zu tun hatte, während sich seine fünf Freunde draußen im Foyer besoffen. Der wurde fürchterlich ausgepfiffen. Das ist eben passiert. Wenn die Künstler gesagt haben, wir können die Leute fünf Minuten unterhalten, haben wir sie engagiert.

Was empfindest du heute?

Es ist ein Tag der großen Freude, weil uns auch eine Last abgenommen worden ist. Ein bißchen Sentimentalität ist natürlich auch dabei. Aber unser Lebensmotto ist das der Frankfurter Straßenjungs: »Wir sind die Räuber, die Brüder der Piraten und Rebellen. Selbst in allergrößter Not fressen wir nicht euer Gnadenbrot.« Wir gehen hier aufrecht raus. Wir haben etwas angerührt, was andere weiterführen können. In jeder Zerstörung liegt auch ein neuer Anfang.

Was hältst du von euren Nachfolgern?

Die Leute vom »Scheinbar-Varieté« sind ganz hervorragende Künstler. Die sind jung und haben noch viel Schwung, und bei denen ist auch noch der Grand der Selbstausbeutung vorhanden. Die sind noch bereit, ein Vierteljahr zu arbeiten, ohne was zu verdienen. Das können wir mit unseren 45 Jahren nicht mehr leisten.

Was macht ihr jetzt weiter?

Arnulf macht jetzt mit Heinrich Pachels (Kabarettist aus Köln, d. Red.) ein neues Kabarett »Das Duell der Giganten«. Die gehen dann zusammen auf Tour, dabei geht es um Männer und Krieg und deutsch- deutsch. Ich stehe — das muß ich an dieser Stelle doch mal sagen — dem Arbeitsmarkt zur Verfügung für kleine Aufgaben. Ich kann nett durchs Programm führen, bin auch nicht doof, habe Kaufmann gelernt und Theaterwissenschaften sogar zu Ende studiert (lacht). Wenn ein Leser eine Idee hat, stehe ich gern zur Verfügung. Natürlich nur im Rahmen meiner Energiekräfte, also nicht jeden Tag. Das darf ich gar nicht, weil ich von Sozialhilfe lebe. plu