Autonomie der HUB endgültig gekappt

■ Kanzler der Humboldt-Uni kritisiert Senatspläne zum Stellenabbau: Kürzungen möglich, aber nicht in der Eile/ Proteste von SPD und DGB

Berlin. Für Karl Schwarz, den Kanzler der Humboldt-Universität (HUB), steht nach den jüngsten Plänen des Wissenschaftssenators fest: Die Universität wird bei den entscheidenden Planungsprozessen nicht beteiligt. Vorgestern verkündete CDU-Senator Erhardt, daß bei der Umstrukturierung der Ostberliner Hochschullandschaft 2.300 Stellen abgebaut werden sollen. Diese Entscheidung löste bei vielen heftigen Protest aus. Für die Humboldt- Universität bedeutet das, knapp 1.000 wissenschaftliche MitarbeiterInnen zu entlassen. Darüber hinaus muß weiteren 400 Beschäftigte gekündigt werden.

Diese Zahlen seien ohne Abstimmung mit der Hochschule entstanden, kritisierte Schwarz, dabei handele es sich immerhin um ein Drittel der WissenschaftlerInnen. Unklar ist der Universität, in welchem Zeitraum der Personalabbau erfolgen soll. Wenn dies noch im laufenden Haushaltsjahr realisiert werden sollte, befürchtet der akademische Senat einen Zusammenbruch der Selbstverwaltung.

Eine derartige allein vom Senat bestimmte Radikalkur wäre, so Kanzler Schwarz, nur die Konsequenz der Abwicklungsentscheidungen. Dabei hält er eine Reduzierung der Stellen um rund 25 Prozent in jedem Fachbereich für möglich, nur nicht auf diese Art und Weise. Der Weg des Senats, meint Schwarz, ermögliche der Universität keinen vernünftigen Übergang, der eine kritische Auseinandersetzung zwischen Alt und Neu zuließe, sondern nur den Austausch von MitarbeiterInnen. Die finanzielle Argumentation des Senats sei heuchlerisch, denn der Personalhaushalt der HUB liege mit einem Anteil von rund 45 Prozent am Gesamthaushalt deutlich niedriger als an den anderen beiden Universitäten. Auch Peter Hübner, Vorsitzender des SPD-Fachausschusses Hochschule, befürchtet, daß die organisatorische Kontinuität der HUB gefährdet ist. Man müsse diesen Prozeß strecken und sozial verträglich gestalten. Außerdem glaubt er, daß Stellenbesetzungen in diesem Ausmaß und in solcher Eile nicht seriös vorgenommen werden. Im Zusammenhang mit dem geplanten Ergänzungsgesetz, welches vorsieht, daß jeder Hochschullehrer Ostberlins erneut ein Berufungsverfahren durchlaufen muß, sprach Hübner von einer »zweiten Abwicklung.«

Der FU-Erziehungswissenschaftler machte auf den Zusammenhang zwischen der Stellenplanung des Senates und den Kapazitätsvorstellungen aufmerksam, die deutlich unter denen westdeutscher Hochschulen bleiben sollen. »Das zielt auf eine kleine, aber feine Eliteuniversität«, meint Hübner.

Der DGB bezeichnete die Stellenkürzung als »unverantwortlichen Vorgang« und verwies darauf, daß erst vor einer Woche die Landeshochschulstrukturkommission eingesetzt wurde, die nach Analyse der Hochschulstrukturen Berlins die Bedarfszahlen ermitteln und entsprechende Empfehlungen für die Zukunftsperspektive der Hochschulen erarbeiten soll. Wenn dieser Beschluß nicht wieder verschwinde, wäre die Mitarbeit der Gewerkschaft in dieser Kommission nur eine Alibifunktion. Anja Baum