The Hot Spot

Better late than never! So ganz neu ist Dennis Hoppers jüngster Film „The Hot Spot“ nicht mehr. In anderen Städten lief er schon ab Mitte Januar in den Kinos, und der hochgerühmte Soundtrack von Musikern wie Miles Davis, John Lee Hooker und Taj Mahal ist auch bereits wieder aus den Regalen der Neuerscheinungen geräumt worden.

Aber in Bremen wurde er zwischen den Kinos herumgereicht, mal hier und mal da angekündigt und dann doch wieder verschoben, so kann man schon froh sein, wenn er jetzt überhaupt gezeigt wird.

Das Warten hat sich gelohnt für all jene, die den Film noir der 40er und frühen 50er Jahre mögen: all die pessimistischen Dramen voller hartgesottener Helden, die viel schießen und doch scheitern, und Frauen, denen das Unheil an den hochhackigen Schuhen klebt. Inzwischen gibt es schon viel mehr „Neo-noirs“ als Originale, und unter den Nachzüglern der letzten Zeit ist „Hot Spot“ neben „The Grifters“ von Stephen Frears am besten gelungen.

Es gelingt Hopper sogar, aus dem „Miami Vice“ Strahler Don Johnson einen glaubwürdig heruntergekommenen noir-Helden zu machen. Virginia Madsen ist die verführerische Femme fatale und Jennifer Connelly die unschuldige Schönheit, für die, wie Raymond Chandler einmal schrieb: „jeder Bischof ein Kirchenfenster eintreten würde“. In einer heruntergekommenen texanischen Kleinstadt verwickeln sich die drei in eine Geschichte mit den Zutaten Banküberfall, Intrige, Erpressung und Mord, die auf einem Roman von Charles Williams basiert; einem der alten Hasen des Genres, die jetzt alle wiederendeckt werden.

Hopper gehört nicht zu den bildergewaltigen Meistern des Kinos, und die Vergleiche mit David Lynch sind etwas zu hoch angesetzt. Bei einigen Schnitten des Films stöhnen John Huston und Howard Hawks sicher im Kinohimmel auf (vielleicht liegt das auch nur an der alten Kopie — siehe oben), aber man merkt bei jeder Einstellung, wieviel Spaß es Hopper gemacht hat, solch eine zynische Geschichte mit pechschwarzem Humor zu inszenieren. Dieses mutwillig, boshafte Glitzern in den Augen macht ihn zu einem legitimen Erben der schwarzen Serie. Oder, wie es in dem Klassiker „Out of the Past“ heißt, der nicht nur so ähnlich endet wie „The Hot Spot“:

They deserve each other — Sie haben einander verdient.

Wilfried Hippen