Bankenboykott wird fortgesetzt

■ Frauenaktion gegen Apartheid in Südafrika

„Wir müssen weitermachen, damit wir bald aufhören können“, erklärt Hildegard Lenz-Mathies. Zusammen mit zehn anderen Frauen der „Frauen gegen Apartheid“ vom Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe, stand sie gestern vor der Commerzbank im Schüsselkorb und protestierte anläßlich des heutigen bundesweiten Bankenaktionstages gegen die Aufhebung der EG-Sanktionen. Heute soll der Protest vor Banken in Frankfurt fortgesetzt werden.

„Was wir hier tun, hängt weiterhin davon ab, was die unterdrückte Mehrheit in Südafrika will. Und die ist der Meinung, daß man de Klerk nicht so ernst nehmen darf“, sagt Lenz. Obwohl sie nach 14 Jahren Engagement langsam keine Lust mehr hat auf der Straße zu stehen, sieht sie dazu keine Alternative. „Oder haben Sie vielleicht eine Idee was man stattdesen tun könnte?“.

Noch immer seien nach den Berichten der Menschenrechtskomission (HRC) 1.700 der 2.000 politischen Gefangenen in Haft. Die Versprechungen de Klerks, bis zum 30. April Amnestie zu gewähren, also nur leeres Geschwätz.

„So ist es mit fast allen Reformen. Weder bedeutet die Aufhebung der wichtigsten Apartheidgesetze, daß die Menschen wieder in ihrer Heimat leben können, noch haben sie das Recht zu wählen oder werden vor den Angriffen faschistischer Gruppen geschützt“, begründet Lenz die Frauenaktion. „Und die EG hat nichts besseres zu tun und beendet als erste den Wirtschaftsboykott.“

Mit denjenigen, die aus der Bank kommen, oder einfach vorüber gehen, wollten die Frauen ins Gespräch kommen — Das allerdings gelang selten. „Im Moment ist es sehr schwer, an die Leute heranzukommen und sie zu Kauf- oder Bankboykott zu motivieren, schon wegen der vielen Presseberichte über die Auseinandersetzungen im ANC“, sagt Lenz. „auch dort wird ja bekanntlich diskutiert, ob ein Boykott weiter sinnvoll ist.“

Was sich in der jetzigen Situation bemerkbar mache, sei, daß sich die Antiapartheidbewegung zu sehr auf bestimmte Personen konzentriert habe. „Winnie Mandela ist beispielsweise dadurch, daß sich alle Aufmerksamkeit auf sie konzentrierte, regelrecht verdorben worden.“ Gleichzeitig sei sie aber auch ein Opfer der Apartheid. „Leute, die in ihrem Leben nichts als Gewalt erlebt haben, können auch selbst nur so reagieren. Das Opfer übernimmt sozusagen das Gesicht des Unterdrückers.“ bz