Raumversuche zwischen Schwestern und Vögeln

■ Roland Fischer in der P.T.T. Red Galerie

»Hereinspaziert, Damen und Herren! Genießen Sie die Attraktionen der Saison auf dem Jahrmarkt der Illusionen, Täuschungen, der Eitelkeiten, Blendungen und Irrlichterzuckungen!« So schreibt, beschreibt der Maler Roland Fischer — sich selbstbezichtigend als »akademischer Illusions-Botaniker«, der »gute Bilder — sagt der Maler« malt und »schönes Haar — sagen alle« hat — seine Ausstellung in der P.T.T. Red Galerie.

Die Ausstellung von Fischer, Jahrgang 1955 und Meisterschüler bei Rudolf Rock und dem Schocker (Baselitz/Lüpertz) ist eine Jahrmarktattraktion, ein Erlebnisraum, wie er selbst beschreibt. Aus den großformatigen Kulissenbildern von Tschechows »Drei Schwestern«, eine Inszenierung der Schaubühne, fertigte Fischer in dem kleinen Raum der P.T.T. Red Galerie einen Wandelgang mit beidseitig bis zur Decke reichenden, bemalten Leinwänden. Das Kulissenmaterial, bedruckt mit allerlei Grünzeug, benutzte er dafür als Malfläche seines eigenen Schaffens. Herausgekommen sind expressiv gegenständliche Landschaften, die durch die übermalten Aufdrucke an Tiefe und Dichte gewinnen. Statt die flächig bemalten Stoffbahnen aufzuziehen, inszenierte er sie in der Galerie raumgreifend auf Stellwänden. Aus Vogelgezwitscher vom Band, abgedunkelten Fenstern und blau getöntem Licht entsteht eine Geisterbahn ohne Geister und leider ohne Udorama-Effekt, entsteht der fast physische Eindruck eines Waldspaziergangs.

Es erfeut, ohne zu belasten. Wenn man den bleiernen Schwefelgeschmack der Kritik vergißt, und nur dann. Denn wenn es eine Inszenierung sein soll, so ist sie — da messebaumäßig improvisiert — amateurhaft und läßt das Magenknurren einer Vor- ohne Hauptspeise zurück. Soll aber wie nach Fischers Meinung eigentlich die Malerei im Vordergrund stehen, so ist dies wegen vogelzwitscherndem Halbdunkel völlig unmöglich. In Fischers eigener Manier sollte man ihm vielleicht zurufen: »Maler! Bleib bei deinen Keilrahmen!«. Jürgen Peters

nur noch Fr und Sa 16- 19 Uhr, Naunynstr. 65, 1-36