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Frauen gehen ans Leder

■ Bremer Studentinnen zeigten Film über Frauenfußball

Zwei Studentinnen der Bremer Uni sind angetreten, eine schon angeknackste männliche Bastion weiter zu untergraben: die unumschränkte Herrschaft über den grünen Rasen. Die Kulturwissenschaftlerinnen Ute Kosizen und Sylvia Renner drehten den halbstündigen Videofilm „Frauen spielen Fußball“ und fordern darin ihre Geschlechtsgenossinnen auf, vermehrt dem weiß-schwarz-gefleckten Leder hinterherzujagen.

Zu Anfang sollte der Streifen ein Lehrfilm für fußballbegeisterte Frauen werden, verwendbar für Sportkurse der Uni, mit praktischen Tips, wie die gegnerische Stürmerin vom Ball getrennt und der weibliche Fuß das runde Leder, mit dem Spann, Innenriß oder Außenriß, ins Tor befördern kann. Aber was die beiden Filmerinnen bei ihren Recherchen entdeckten, ärgerte sie sehr. Im Film, den sie gestern in der Universität vorstellten, heißt es: „1955 verbot der Deutsche Fußballbund (DFB) den Frauenfußball, aber die Frauen ließen sich das Fußballspielen nicht verbieten.“ Bis 1977 blieb es dabei, daß „Mann“schaften weiblicher Kickerinnen im DFB keinen Platz hatten.

Und selbst der männliche Berichterstatter muß zugeben, daß das, was seine Mitmänner den Studentinnen auf deren Frage „Was halten Sie von Frauenfußball?“ ins Mikrofon sagten, lediglich von dem verzweifelten Versuch zeugt, den Fußballrasen weiterhin frauenfrei zu halten. Die im Film präsentierten Interview-Reaktionen reichten von unterdrücktem, grunzendem Lachen, über Hinweise auf die „Lahmarschigkeit der Frauen“ bis zu der Ansicht, daß weiblicher Fußball schlicht „uninteressant“ sei.

Damit dies anders werde, weihen die Filmerinnen ihre Zuschauerinnen in die taktischen Raffinessen der Deutschen liebsten Samstagsbeschäftigung ein: „Zum Torschuß bleibt wenig Zeit, deshalb braucht die Spielerin Entschlossenheit und Durchsetzungskraft.“ Psychologie und Fußfertigkeit der angehenden Profi-Kickerinnen wird im Film gestärkt. Statt Angst vor dem Ball zu haben, soll die Fußballerin lieber volley aufs Tor schießen, der Stürmerin den Ball vom Fuß grätschen und die gegnerische Deckung durch geschicktes Dribbeln aus den Angeln heben. och

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