Wie wendet man Schaden vom Heimatmuseum ab?

■ Berlins Kultursenator Roloff-Momin will einen Museumsleiter entlassen, der bis 1988 für die Stasi gearbeitet hat

Berlin. Ulrich Roloff-Momin, bislang nur Berlins Senator für kulturelle Angelegenheiten, will offenbar sein Ressort erweitern und zum Sonderbeauftragten für DDR-Vergangenheitsbewältigung avancieren. Nach dem umstrittenen Rausschmiß des Intendanten des Berliner Ensembles, Manfred Wekwerth, soll nun der Leiter des Heimatgeschichtlichen Kabinetts des Bezirkes Hohenschönhausen, Wanja Abramowski, von seinem Stuhl gestoßen werden. Am Mittwoch forderte der Senator in einer Presseerklärung die zuständige Bezirksverwaltung auf, »die notwendigen Schritte einzuleiten, um Schaden von seinem Heimatmuseum und dem Ansehen seiner kulturellen Einrichtungen abzuwenden.« Roloff-Momin »hält die Leitung eines Heimatmuseums für unvereinbar mit einer Stasi-Vergangenheit«. Der Senator berief sich in in seiner Erklärung auf 'Bild‘-Berichte und auf »Recherchen seines Hauses« nach denen Abramowski Offizier des MfS gewesen sein soll. »Die Glaubwürdigkeit des Neubeginns wird durch derart belastete Repräsentanten kultureller Einrichtungen unerträglich beeinträchtigt«, so der Senator, der sich im übrigen aber »generell für eine Einzelfallprüfung und gegen eine allgemeine Hatz auf möglicherweise belastete Personen« aussprach.

Während Roloff-Momin zwar eine Einzelfallprüfung verlangt, nach Auskunft seines Pressesprechers Rainer E. Klemke aber auf die »Stimmung im Ostteil der Stadt« reagieren und gegen »Stasi-Seilschaften« vorgehen muß, also sich »der allgemeinen Hatz« anschließt, zeigt Hohenschönhausens Kulturstadtrat Rainer Hartmann mehr Rückgrat. Er hat sich am Donnerstag gegen eine sofortige Entlassung Abramowskis ausgesprochen. Zunächst solle am kommenden Montag ein »klärendes Gespräch« mit dem ehemaligen MfS-Offizier stattfinden. Dabei werde er auch eine »empfehlende Stellungnahme« des Neuen Forums Hohenschönhausen berücksichtigen, dessen Mitglied Abramowski seit Oktober 1989 ist. In jedem Fall sei er jedoch dafür, Herrn Abramowski nicht »pauschal zu verurteilen«, sondern »sorgfältig abzuwägen«. Sicher habe Abramowski in seiner ehemaligen Tätigkeit als Stasi-Hauptmann Schuld auf sich geladen, doch sei er bereits 1988 auf eigenen Wunsch aus dem MfS ausgeschieden. Man habe bei ihm einen deutlichen »Ablöse- und Distanzierungsprozeß« bemerkt. Zudem habe er dem Bezirksamt seine frühere Tätigkeit nie verschwiegen und in einer eidesstattlichen Erklärung versichert, seit 1988 keinerlei Kontakte mehr mit dem MfS zu haben. Nach den öffentlichen Vorwürfen habe er bei der Gauck-Behörde die Einsicht seiner Akten beantragt. Die Senatsverwaltung, so ihr Pressesprecher gegenüber der taz, bleibt jedoch »mit Blick auf den Osten« bei ihrer Rücktrittsforderung, um den Vorwurf auszuräumen, »daß hier der Bock zum Gärtner« gemacht wird, auch wenn die Fakten für Abramowski »als Person« sprechen. Andre Meier