Untersuchung gefordert

■ Indizien für ein Geheimabkommen zwischen dem Reagan-Wahlkampfteam und dem Chomeini-Regime

Washington (taz) — Es war ausgerechnet am 20. Jahrestag der Herausgabe der „Pentagon Papers“, daß auf einer Pressekonferenz auf dem Washingtoner Kapitolshügel der nächste potentielle Regierungsskandal debattiert wurde. Acht der 52 amerikanischen Geiseln, die im Januar 1981 nur fünf Minuten nach dem Amtsantritt Ronald Reagans in Teheran freigelassen wurden, haben jetzt eine Untersuchung des angeblichen „Geiselhandels“ von 1980 gefordert.

In einem offenen Brief an den Kongreß verlangten sie eine offizielle Prüfung der sich verdichtenden Indizien, daß die Wahlkampfmannschaft Ronald Reagans dem Chomeini-Regime für ein weiteres Festhalten der Geiseln Waffenlieferungen versprochen hatte, um damit die Wiederwahlchancen von Präsident Carter zu schmälern.

Könnten die Anschuldigungen gegen Reagans Wahlkampfmanager und späteren CIA-Direktor Casey sowie den damaligen Vize- Kandidaten George Bush bewiesen werden, dann würde dies die Skandale über die US-Kriegsführung in Vietnam, Watergate oder die Iran- Contra-Affäre in den Schatten stellen.

Nach den jüngsten Recherchen des ehemaligen Carter-Mitarbeiters Gary Sick über verschiedene Treffen von Reagan-Leuten und Vertretern des Chomeini-Regimes im Sommer und Herbst 1980 in Madrid und Paris glaubt nun selbst eine der damaligen Geiseln, der „lebenslange Republikaner“, Moorehead Kennedy, daß während seiner langen und oft herausgezögerten Geiselhaft „da wahrscheinlich etwas passiert ist“.

Was bisher fehlt, ist ein „smoking gun“ beziehungsweise schlüssige Beweise einer direkten Beziehung zwischen den Treffen in Europa, der verlängerten Geiselhaft und den anschließenden Waffenlieferungen durch die Israelis an Teheran sowie ein Interesse der Medien an einer Aufklärung dieses möglichen Jahrhundertskandals. Rolf Paasch