80.000 ungeöffnete Testamente

■ Ausstellung unrichtiger Testamente in der Ex-DDR nicht auszuschließen

Berlin. Rund 80.000 ungeöffnete Testamente sind jetzt in Kellern und auf Dachböden des früheren Ostberliner Stadtgerichtes in der Littenstraße im Bezirk Mitte entdeckt worden. Weil die letzten Verfügungen bislang verschollen waren, sei nicht auszuschließen, daß in der Ex-DDR in vielen Fällen unrichtige Erbscheine ausgestellt wurden. Das bestätigte Gerhard Offenberg, Direktor des Amtsgerichtes Wedding und jetzt zuständig für den Bezirk Mitte. Die gesetzlichen Bestimmungen zur Bearbeitung derartiger Dokumente seien in der früheren DDR jahrzehntelang nicht beachtet worden. Laut Offenberg handelt es sich um 20.000 Testamente aus der Zeit von 1930 bis 1945 aus dem Großraum Berlin, um 20.000 Militärtestamente und um rund 20.000 bis 40.000 Verfügungen aus den ehemaligen Ostgebieten.

Die Akten seien zufällig nach der deutschen Vereinigung entdeckt worden. Einige Dokumente wurden ordnungsgemäß registriert, andere lagerten vorschriftswidrig in einfachen Kisten, so Offenberg. Ungeordnet seien die Militärtestamente aufbewahrt worden. Nach dem Alphabet sortiert, seien die letzten Verfügungen, die aus den deutschen Ostgebieten nach Berlin gelangten. Offenberg vermutet, daß die staatlichen Notariate aus zeitlichen Gründen die Dokumente unbearbeitet ließen. Er kündigte an, daß das Amtsgericht nun nach 30 Jahren die Testamente eröffnen wolle. dpa