Bekannte der irischen Gefangenen werden kriminalisiert!

■ Zunehmende Angriffe im Umfeld des Düsseldorfer Prozesses!

Während der Bundesanwalt Dr.Peter Morée damit fortfährt, große Summen von Steuergeldern zu verschwenden, in dem Versuch, einen Prozeß gegen Gerry Hanratty und mich zu konstruieren, hat der Grad pro-britischer Einschüchterung im Umfeld des Prozesses unverschämte Ausmaße angenommen. Die Wege, die Britannien und einige ihrer Verbündeten gehen, um Menschen anzugreifen, die mit den (irischen d.Red.) RepublikanerInnen sympathisieren, als lächerlich zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung, wie der folgende Vorfall zeigt:

Es geht um eine Frau aus Neuseeland, die seit einiger Zeit mit mir Briefkontakt hat und kürzlich zusammen mit ihren 20- und elfjährigen Kindern nach Europa kam. Vorher arrangierte sie einen Besuch bei mir, der für kurz nach der Ankunft der Familie in London vorgesehen war. Nachdem sie die Kinder dort in einem Hotel untergebracht hatte, flog sie nach Düsseldorf, wo ich zur Zeit inhaftiert bin und wir hatten einen angenehmen einstündigen Besuch. Während diesem erzählte sie, daß sie, weil sie wenig Geld hatte, nach London mit Nachtzug und -Fähre zurückkehren würde. Jede Unterhaltung bei diesen Besuchen wird von den anwesenden Polizisten festgehalten. Wie sich herausstellte, wurde die Reise zu einem Alptraum für die unbeteiligte mittelalte Frau, die nie zuvor in der nördlichen Hemisphäre war.

Bei der Ankunft in Dover am nächsten Morgen wurde sie von britischen Sondereinsatzpolizisten festgenommen, verhört und angegriffen, die sie beschuldigten, eine IRA- Kurierin zu sein und sie und ihr Gepäck wiederholten Durchsuchungen aussetzte. In dieser Nacht, in der ihre Kinder mittlerweile dazu gekommen waren, wurde ihr eine exclusion order (Ausweisung) verkündet, mit der Begründung, sie hätte sich „mit Personen getroffen, die als schädlich für das öffentliche Wohl angesehen werden“ (genauer gesagt, mich in Deutschland besucht zu haben!) und zu dem belgischen Hafen Oostende deportiert, von wo sie die Fähre nach Dover genommen hatte. Wieder in Oostende, wurde sie von der belgischen Polizei festgenommen, die sie derselben Behandlung aussetzte, bevor sie ihr schließlich erlaubten, weiter nach Frankfurt zu fahren, wo sie nach einer 89stündigen Qual ankam, während der sie nur vier Stunden Schlaf hatte!

Angesichts dieser empörenden Ungerechtigkeiten war diese Frau völlig fassungslos. Sie und ihre Familie hatten Neuseeland während einer wirtschaftlichen Rezession verlassen, in der Hoffnung, im reicheren Europa einen neuen Anfang zu machen. Nun, angesichts ihrer zunichtegemachten Pläne, sich hoffnungslos, demoralisiert und schutzlos fühlend, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig, als nach Neuseeland zurückzukehren — unschuldige Opfer der neuen europäischen Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte.

Nachdem sie später Kontakt zu der Frau aufgenommen hatte, brachte meine Anwältin deren Erfahrung und andere Beispiele von Belästigungen im Prozeß zur Sprache, als bezeichnend für britische Versuche, den Ausgang unseres Verfahrens zu beeinflussen. Sie (meine Anwältin) fuhr fort, daß der Bundesanwalt sich mit bestimmten Elementen auf der britischen Seite verbündet habe; dies wurde von Morée nicht bestritten. Meine Anwältin ergänzte, daß sie glaube, daß ihr Telefon abgehört werde. Morées einzige Antwort war ein Schulterzucken, das sei ihr Problem!

Der Vorfall dieser neuseeländischen Frau ist der letzte in einer langen Reihe von Einschüchterungen und Angriffen auf Menschen, die ihre Solidarität mit uns gezeigt haben. In einem Fall wurde ein Besucher aus Übersee von der deutschen Polizei über drei Stunden festgehalten und verhört, nachdem er das Gefängnis verließ, in dem ich saß. In einem anderen Fall bekam eine Frau in den USA Besuch von drei Wagenladungen FBI-Beamter, die aufgrund der Zensur meiner Post durch die Bundesanwaltschaft (BAW) in Karlsruhe kamen und wissen wollten, warum sie mir eine Postkarte schickte! Andere Menschen in anderen Ländern haben ähnliche Besuche von ihren jeweiligen nationalen Sicherheitskräften aus ebenso lächerlichen Gründen bekommen.

Mittlerweile wurde der Grad der Zusammenarbeit von RUC (nordirischer-) und deutscher Polizei weiter unterstrichen im Gefolge eines Besuches eines deutschen Freundes bei meiner Familie in Tyrone, im besetzten Irland. Während er mit einem in der BRD registrierten Wagen einer Bekannten unterwegs war, wurde er mehrfach an Straßensprerren von britischen Truppen in Tayrone festgehalten und belästigt. Als er wieder in der BRD war, erhielt die Besitzerin des Wagens Besuch von der Polizei, die wissen wollte, warum ihr Wagen im Norden Irlands gewesen war.

Offensichtlich stammen viele dieser miesen Aktivitäten von der durch die Briten beeinflußten Bundesanwaltschaft, die sich große Mühe gegeben hat, die irisch-republikanische Bewegung seit einiger Zeit zu kriminalisieren und die gegenwärtig den laufenden „Prozeß“ gegen Gerry Hanratty und mich als Mittel dazu benutzt.

Eine andere Taktik ist gewesen, den irsichen Republikanismus als einen Faktor des „internationalen Terrorismus“ darzustellen, was den multi-nationalen Charakter der Prozeß-Untersuchungen erklärt.

Unbeschreiblich, der Bundesanwalt hat ein Dutzend internationaler Polizeibehörden beschäftigt, um einen Fall gegen und zu konstruieren — einschließlich einiger so geographisch verschiedener wie der israelischen und der australischen Behörden.

Während die pro-britische Position von verschiedenen Justizbehörden für alle klar zu sehen ist, läßt sich das nicht auf die Deutschen im Allgemeinen übertragen und ich wurde von Briefen überflutet von einfachen Leuten aus allen Altersgruppen und Hintergründen, die ihr Verständnis und ihre Sympathie für den irischen Befreiungskampf ausdrücken, während sie ihre Abscheu über die Art ausdrücken, mit der einige ihrer Behörden sich wie Sklaven in die britische Linie, was Irland betrifft, einreihen.

Diesen Menschen und all den anderen auf der Welt, die wie sie denken, reichen wir die Hand der Solidarität und weigern uns, von ihnen isoliert zu werden, ungeachtet der Einschüchterungen und Angriffe, die vom miesen kleinen Britannien und seinen Söldnern überall verübt werden. Gerry McGeogh, Mai 1991,

Düsseldorf