Streik in letzer Minute

■ HBV legt sieben Kaufhäuser still

Einen Tag, nachdem sich die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) mit dem Einzelhandelsverband Nordsee auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt hatte, trat gestern in insgesamt sieben Bremer und Bremerhavener Kaufhäusern die Konkurrenzgewerkschaft Handel, Banken und Versicherung (HBV) in einen mehrstündigen Streik. In Bremen wurden unter anderem die Kaufhäuser Karstadt. Leffers, Wertkauf und Boecker ganz oder teilweise bestreikt.

Wenn es nach der DAG und dem Einzelhandelsverband geht, bekommen die rund 35.000 Angestellten vom 1. Mai an rückwirkend 6,8 Prozent mehr Geld. Die HBV hat diesem Abschluß nicht zugestimmt und die Verhandlungen abgebrochen. „Das ist vor allem in den unteren Lohngruppen viel zu wenig“, begründete gestern Wolfgang Pokriefke, Verhandlungsführer der HBV und Karstadt-Betriebsrat, den Streik seiner Gewerkschaft. „Der Tarifabschluß für Niedersachsen, den die DAG übernommen hat, ist ein Armutsabschlag für die Nation.“

Der DAG warf Pokriefke „fahrlässige Verhandlungsführung“ auf Kosten der unteren Lohngruppen“ vor. Wer bisher 2.200 Mark brutto verdiene, bekomme gerade 150 Mark dazu. Ziel des Arbeitskampfes sei es, den Einzelhandelsverband zu neuen Verhandlungen zu bringen.

Für Herman Krauß, den Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordsse, gilt der Tarifvertrag, der am Dienstag Abend mit der DAG ausgehandelt worden ist. „Davon sind alle tarifgebundenen Betriebe betroffen“, erklärte Krauß auf Anfrage. Der Bremer Abschluß läge bundesweit im oberen Drittel aller Abschlüsse.

Die DAG hält den Streik der HBV für „verantwortungslos“. Wie Gewerkschaftssekretärin Karin Petz erklärte, habe die HBV den neuen Tarifvertrag noch gar nicht gekannt. „Wir haben den Abschluß noch einmal überprüft, nachdem wir vom HBV-Streik erfahren haben“, meinte Petz, „aber es gibt überhaupt nichts daran zu rütteln, daß wir einen der erfolgreichsten Abschlüsse erzielt haben.“

Bislang haben die Gwerkschaften DAG und HBV die Tarifverträge immer getrennt ausgehandelt, aber sich dann dennoch auf den gleichen Absachluß geeinigt. mad