Luneplate als Naturschutzpark

■ Naturschützer zeigen Konzept gegen neues Gewerbegebiet an der Unterweser

Am Mittwoch ist es möglicherweise soweit: Das Schicksal der Luneplate, ein insgesamt 1.350 Hektar großes Naturgebiet südlich von Bremerhaven, wird endgültig besiegelt. Bei einem Treffen wollen Bremens Senatspräsident Klaus Wedemeier und Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder aushandeln, ob das Gelände gemeinsam geschützt und wieviel Land gewerblichen Nutzern zur Verfügung gestellt werden soll. Dafür ist die Einrichtung einer Kommission unter Beteiligung von Umweltgruppen geplant.

Die Positionen waren Anfang des Monats hart aneinandergeraten. Nachdem die rot-grüne Landesregierung beschlossen hatte, die Luneplate entgegen einer Vereinbarung von 1979 nicht für die Großindustrie zu reservieren, sondern als „schützenswerte Naturfläche“ zu bewahren, erklärten Bremer Senat und Bürgerschaft, daß sie an dem Gewerbegebiet Luneplate festhalten wollen.

Der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) und andere Naturschutzverbände haben dagegen bereits ein Konzept für das umstrittene Gelände ausgearbeitet. Ihre Forderung: Auf eine Industrialisierung der Luneplate muß endgültig und hundertprozentig verzichtet werden. Stattdessen, so die Position der Naturschützer, sollte ein großangelegtes Naturschutzkonzept verwirklicht werden. Dies sei besonders dringlich vor dem Hintergrund geplanter und bereits begonnener Eingriffe in die Unterweser-Landschaft. Die Naturschützer nannten die Vertiefung der Außenweser, den Ausbau des Containerhafens, den Bau des Flugplatzes Luneort, die Erweiterung des Fischereihafens, den Bau des Wesertunnels, die Großcontaineranlage in Nordenham sowie die Hafenerweiterung in Brake und den Amerikahafen in Cuxhafen.

„Wenn alle diese Planungsvorhaben realisiert werden, haben wir hier bald einen Ballungsraum wie im Ruhrgebiet“, erklärt Heinz Klöser vom BUND-Regionalverband Unterweser. Deshalb sei die Haltung der niedersächsischen Landesregierung „ein großer Schritt nach vorn“, um einerseits dem Naturschutzwert der Luneplatte gerecht zu werden und andererseits ein „wichtiges Frischluftentstehungs- und Naherholungsgebiet“ für Bremerhaven zu erhalten.

Das Konzept der Naturschützer sieht vor allem die Rücknahme der Deichlinie vor. Martin Rode vom BUND: „Das böte Flußwatten, Tideröhrichten, Überschwemmungswiesen und den vielen dort lebenden seltenen Tierarten neue Ausbreitungsgebiete.“ Weiter könne er sich ein „europaweit bedeutsames Forschungsprojekt“ vorstellen, das bio- und geologische Veränderungen an der Weser untersuche. Last not least könne die Luneplate eine „atraktive Region für den sanften Tourismus“ werden.

Auch der Naturschutzbund Deutschland forderte gestern die Ausweisung der gesamten Luneplate als Naturschutzgebiet. Von den insgesamt 150 dort lebenden Vogelarten stünden über 50 Prozent auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten. bz