»Tag X« verlief normal

■ Ansturm auf die Ostberliner Arbeitsämter am 1. Juli blieb aus/ Noch keine genaue Zahlen über die Abeitslosen

Berlin.Der 1. Juli war in Berlin »kein besonderer Tag«, hieß es aus den Arbeitsämtern. Trotz der üblichen mehrstündigen Wartezeiten, blieb in vielen Ämtern der mit dem Auslaufen der Warteschleifen- und Kurzarbeiterregelung zum 1. Juli erwartete Ansturm aus. Im Arbeitsamt III, zuständig für die Ostberliner Bezirke Hellersdorf, Hohenschönhausen und Marzahn, hatten sich viele bereits in den Wochen zuvor gemeldet. »In Betrieben, die mehr als 200 Arbeitnehmer entlassen, hatten wir Sprechstunden eingerichtet«, berichtete Pressesprecherin Renate Mohrs. Kontakte mit Betroffenen hatte auch das Arbeitsamt IV (Treptow und Köpenick) schon vor dem »Tag X«, um einen reibungslosen Ablauf der Registrierung und der Bearbeitung des Arbeitslosengeldes zu sichern. Hier, wo ein Großteil der Ostberliner Metallindustrie ansässig ist, wird mit einem großen Anstieg der Arbeitslosen gerechnet.

Die vom Landesarbeitsamt Berlin/Brandenburg monatlich herausgegebenen Statistiken erfassen erst im August die genaue Zahl der ab 1. Juli wirklich Arbeitslosen. Ob es so viele sind wie befürchtet, könne niemand derzeit sagen. Das Ergebnis bleibe offen, da es sich noch durch die Inanspruchnahme von Weiterbildungs- oder Qualifizierungsmaßnahmen beziehungsweise durch den Einstieg in Beschäftigungsgesellschaften entscheidend verändern könne. Im Mai lag die Zahl der Arbeitslosen im Ostteil Berlins bei rund 80.000.

Das Bundesinnenministerium hatte die Zahl der am 1. Juli in Ostdeutschland arbeitlos gewordenen Arbeitnehmer auf etwa 100.000, die Treuhandanstalt auf etwa eine halbe Million geschätzt. Der Präsident des Arbeitslosenverbandes Deutschland, Klaus Grehn, hält diese Schätzungen für zu hoch, da sie beispielsweise durch die Möglichkeit des Altersübergangsgeldes ab 55 Jahre reduziert werde. Grehn meinte, daß es 300.000 bis 350.000 ehemalige DDR-Bürger sind. dpa/taz