Für 'ne Fünf gibt's Freibier

■ Die School-0ut-Party tobte gestern in Innenstadt und Schlachthof

SchülerInnen mit Traditionsbewußtsein — wer hätte das gedacht? Doch, es ist fast schon Tradition: am letzten Schultag, nach Zeugnisausgabe, wird feste gefeiert.

Mitten in der City, in der Fußgängerzone Sögestraße, war gestern vormittag der Bär los.

Mit so mancher Flasche Sekt und der einen oder anderen Tasse lauwarmer Cervesa wird der Ferienanfang begossen. Geschäftsleute beäugen aus der Logenposition der Straßencafes den Trubel, PassantInnen bahnen sich den Weg durch Schüler und Scherben.

Doch erstaunlich: so richtig sauer ist niemand. Lauter tolerante Mitmenschen rundum: „Die Jugend soll doch leben und feiern; das ist das Wichtigste“, so ein älteres Semester. Und auch die Polizei, lalülalü, ist da — und beguckt sich das Ganze in Seelenruhe. „Ich habe früher auch immer so gefeiert“, erzählt ein grünbemützter Bremer, „allerdings an der Weser. Da gehen die Flaschen auch nicht gleich kaputt.“ Als wenn das aus Versehen passiert! Und das Chaos hier, wie findet er das? „Was soll–s, nachher kommt die Stadtreinigung — alles easy.“ Überflüssig die Frage, warum eigentlich mitten in der City gefeiert wird. „Das ist halt jedes Jahr so.“

Auch die Zeugnisse spielen noch eine Rolle: Ob mit oder ohne Versetzung, abends geht's ab damit in den Schlachthof, denn „für jede 5 gibt–s Freibier!“ Denn seit elf Uhr warten die Veranstalter der „School Out“-Party auf Gäste und deren herausragende Leisungsnachweise - sei es im positiven oder negativen Sinne. Die sollen nämlich prämiert werden, ein Bremen-4-Moderator ist extra angeheuert worden. Der erste Preis: Westernstiefel. Als Anreiz für die ersten Gäste gibt es einen herzallerliebsten Westernstiefel- Schlüsselanhänger (echt hip!). Doch weder davon, noch von Livebands und Skatershow lassen sich die SchülerInnen locken. Und überhaupt: wer geht bei so einem Wetter schon in den dumpfen dunklen Saal zum Musikhören? Das nach einer flugs beschlossenen Preissenkung ausgegebene Motto „8 Mark — 7 Bands“ zieht immer noch nicht. Aber abends wollen sie alle kommen.

Auch Jan-Dirk, schon um sein neues T-Shirt zu zeigen: „Gib 11–ern keine Chance“ steht da drauf. Eine Anspielung auf das, was den neu in die Oberstufe Kommenden am ersten Schultag blühen wird, da zeigen sich die älteren ihnen gegenüber nämlich nicht von der besten Seite. Auch das eine alte Tradition, aber bis dahin ist noch etwas Zeit — die ganzen Ferien...

Susanne Kaiser