Münch vom Europaparlament nach Magdeburg

■ Politologe und Kurzzeit-Finanzchef neuer Ministerpräsident/ Erste Minister benannt/ Drei Ministerposten unbesetzt

Magdeburg. Mit europäischen Parlamentserfahrungen kam im Herbst 1990 der Politologe Prof. Werner Münch von Strasbourg in die Elbestadt Magdeburg. Hier hatte er zunächst während des Wahlkampfes im Oktober ostdeutsche Luft geschnuppert. Wahrscheinlich aus dieser Zeit, als Münch Leiter des zentralen CDU-Wahlkampfbüros in Magdeburg war, stammt die Bekanntschaft mit dem späteren Regierungschef Gerd Gies, der dem resoluten Parteifreund einen Posten in seinem Kabinett anbot.

Münch hatte bis dahin nach eigenen Angaben keine „Ahnung von Finanzen“, daheim habe immer seine Frau den Haushaltsetat verwaltet. Davon war ihm in Magdeburg nichts mehr anzumerken. Souverän, als sei er seit langem gewohnt, mit Millionen- und Milliardenbeträgen zu jonglieren, baute Münch in der Landeshauptstadt nach seinem Stil die Finanzverwaltung auf. Dabei konnte er sich stets der Unterstützung alter Bekannter aus Niedersachsen und in Bonn sicher sein. Den von ihm vorgelegten ersten Landeshaushalt kennzeichnete er selbst als „Haushalt der Solidität“. „Als erklärtes Ziel der Koalitionsparteien“ hatte Münch im Frühjahr mit durchgesetzt, daß der Haushalt der Rechtsverpflichtungen ohne Kreditaufnahme auskam. Damit wich die Finanzpolitik Sachsen-Anhalts von der in den anderen neuen Bundesländern ab, was ihm offensichtlich Wohlwollen bei Bundesfinanzminister Waigel einbrachte. Dieser nämlich wählte für seinen ersten offiziellen Besuch in den neuen Ländern nach der Bundestagswahl Ende Mai sicher nicht von ungefähr Magdeburg aus.

Der ehrgeizige CDU-Politiker Werner Münch brachte sein Ressort noch manches Mal in die Positiv-Schlagzeilen: Sachsen-Anhalt hatte als erstes Land im Osten eine eigene Finanzschule eröffnet, hier wurde der erste Oberfinanzpräsident eines östlichen Landes eingesetzt. Auch hatte Münch zu Jahresbeginn namens seiner Partei einen öffentlichen Vorstoß betreffs Aufstockung des Fonds „Deutsche Einheit“ durch Bund und Altbundesländer unternommen.

Wenige Stunden nach seiner Wahl benannte Münch die ersten Minister seines Kabinetts. Als Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten wurde Prof. Gerd Brunner (FDP), als Umweltminister Wolfang Rauls (FDP), als Wirtschaftminister Horst Rehberger (FDP), als Justizminister Walter Remmers (CDU), als Minister für Arbeit und Soziales Werner Schreiber (CDU) und als Landwirtschaftsminister Otto Mintus (CDU) vorgestellt. Sie alle hatten diese Ämter bereits unter dem zurückgetretenen Ministerpräsidenten Gerd Gies inne. Das Parlament bestätigte die Kabinettsliste mehrheitlich. Münch will die noch offenen Ministerämter am kommenden Donnerstag besetzen und dann auch eine Regierungserklärung abgeben. Vorerst beauftragte er Justizminister Remmers, die Geschäfte des Innenministers wahrzunehmen. taz/adn