Billige Intergration

■ Protest gegen Vergrößerung der Kita-Gruppen hier bitte das Foto mit der Demo

Ein Kind, drei Männer und rund 60 Frauen protestierten gestern mit Rasseln und Plakaten vor dem Gesamtpersonalrat Soziale Dienste in der Knochenhauerstraße gegen die „Halbherzigkeit Bremischer Sozialpolitik“. Anlaß war ein Schlichtungstermin mit dem Amt für soziale Dienste. Dabei wurde am Abend beschlossen, daß Integrationsgruppen in Kindertagesstätten künftig 14 Kinder, davon vier behinderte aufnehmen müssen.

Hintergrund des Konfliktes: Das jährlich wiederkehrende Dilemma nicht ausreichender Kitaplätze, insbesondere für behinderte Kinder. Um die Situation zu entschärfen, wurden acht der städtischen Kindergruppen in Integrationsgruppen umgewandelt. Auch nach Ansicht von ÖTV-Personalräten „eine sozialpolitisch richtige Entscheidung“. Einen Haken allerdings hatte die Lösung, denn im Gegensatz zu den Regelgruppen mit 20 Kindern, bestanden Intergrationsgruppen bisher aus jeweils nur 12 Kindern, vier behinderte und acht nichtbehinderte. So gingen insgesamt 96 Plätze verloren. Die wiederum wollte die Sozialbehörde durch einen kostenneutralen Streich zurückzaubern. Mit dem Argument, es solle auch für behinderte Kinder „mehr Normalität“ entstehen, sollten ab sofort in Integrationsgruppen drei Kinder mehr untergebracht werden. Untermauert wird dieser Lösungsvorschlag mit einer Studie des Deutschen Jugendinstitutes. Danach ist es „völlig unbedenklich“, integrierte Gruppen sogar von 15 Kindern (4:11) zu betreuen.

Damit will die Behörde gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits können die fehlenden 96 Plätze ohne Probleme zur Verfügung gestellt werden. Andererseits ermöglicht der neue „Kinderschlüssel“ gleichzeitig die Umgehung tariflicher Vereinbarungen. Danach ist eine Gruppe mit weniger als einem Drittel behinderter Kinder schon keine Integrationsgruppe mehr. Folglich muß sie auch nicht mit zwei „teuren“ SozialpädagogInnen ausgerüstet sein. Es reicht, wenn man die um etliches billigeren ErzieherInnen einstellt. bz