Wo bleibt der Sommersmog?

■ Die Ozon-Konzentration in Bremen stagniert / Warten auf den Ostwind

Trügerische 107 Mikrogramm, je in all diesen Kubikmetern.Foto: Jörg Oberheide

Selbst das gemeine Gas hat seine Gewohnheiten, namentlich das Ozon. Dessen Konzentration ist morgens gering, nachmittags auf dem Maximum und abends wieder niedriger — je nach Sonnen

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einstrahlung und Temperatur. Im Sommer ist der Ozon-Anteil in der Luft besonders groß. Und wird dann zum Hauptbestandteil des Sommersmog, der uns das schöne Wetter verleidet.

Vorbei sind die Zeiten, zu denen Kurorte an der See mit besonders hohem Ozongehalt warben. Inzwischen kann die Konzentration so hoch werden, daß die Leute reihenweise umkippen oder Atemnot bekommen. Doch in den jetzigen Sommertagen wird der Genuß dadurch nicht getrübt: Die Ozonkonzentrationen haben sich in diesen Tagen in Bremen kaum erhöht.

„Ich bin völlig platt, aber überaus angenehm überrascht“, meinte dazu Frau Dr. Hirsch, zuständig bei der Umweltsenatorin für Immissionsschutz. „Besonders verglichen mit dem letzten Jahr ist das sehr positiv.“ Die Werte haben am letzten Wochenende 107 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschritten; der Wert, bei dem sich die UmweltministerInnen der Länder auf eine Warnung der Bevölkerung geeinigt haben, liegt bei 180 Mikrogramm. Dann wird geraten, „sportliche Ausdauerbetätigungen zu vermeiden“. Über diesem Wert lagen die Messungen der vier Meßstationen in Bremen das letzte Mal im August vorigen Jah

res.

Wenn bislang die Grenzwerte überschritten wurden, wehte meist ein kräftiger Ostwind: Der blies nämlich größere schwefeldioxidhaltige Wolken aus der Ex- DDR ins Land. „Aus eigenen Ressourcen kriegen wir eine Überschreitung der Höchstwerte gar nicht hin“, erzählt Dr. Hirsch. Zum Glück.

Einheitliche Grenzwerte gibt es für die Ozonkonzentration allerdings nicht. Mancherorts bleibt es nur bei Empfehlungen, oder die örtlichen Höchstwerte werden den vorhandenen Bedingungen angepaßt: in Los Angeles zum Beispiel liegt die Warnstufe bei 400 Mikrogramm.

Trotzdem sind die momentan niedrigen Ergebnisse hierzulande kein Grund zur Entwarnung: im Jahresschnitt steigen die Ozonwerte weiter an. Verursacher ist der Mensch: Ozon ist zwar direkt kein Abgas, entsteht aber unter intensiver Lichteinstrahlung aus Kohlenwasserstoff und Stickoxid. Und diese Ozon-Vorläufer werden von unseren Autos munter in Mengen produziert.

Man wagt denn auch kaum zu glauben, daß die jetzigen Messungen einen Erfolg der Bemühungen um die Luftreinhaltung widerspiegeln. Da handelt es sich eher um einen regionalen Effekt. Nicht umsonst wird Norddeutschland plötzlich zur bevorzugten Wohngegend. Auf dem platten Lande, bei „350 Tagen Wind und 15 Tagen Sturm im Jahr“, so Dr. Hirsch, knubbelt sich das Ozon halt einfach nicht so. Susanne Kaiser