Journalistische Moral

■ betr.: "Volksmudschaheddin als Stoßtrupps der Iraker?", taz vom 25.6.91 * Informationen aus dritter Hand * Genauso unsinnig * Was will dieser Bericht erreichen? * Vertrauensverlust * Khomeinis Lautsprecher u.a.

betr.: „Volksmudschaheddin als Stoßtrupps der Iraker?“

taz vom 25.6.91

Wir haben in Ihrer Zeitung o.g. Bericht oder, besser gesagt, einen Kommentar gelesen. Leider muß ich sagen, daß Ihr Kommentar genau wie die Zeitungen der islamischen Republik ist! Warum?

1. Die islamischen Zeitungen schreiben seit zwölf Jahren, daß die Volksmudschaheddin irakische oder westliche Söldner sind!

2. Das islamische Regime sagt, daß Volksmudschaheddin normale Bevölkerungen (d.h. Pasadaran ... usw.) umgebracht haben!

3. Bis jetzt hat dieses barbarische Regime über 100.000 Iraner aus politischen Gründen hingerichtet.

4. Nach eigenen Angaben hatten die Volksmudschaheddin auf iranischem Gebiet rund 20.000 Mann unter Waffen. Wer hat das gesagt? Welche Zeitung von Volksmudschaheddin hat das geschrieben? Geben Sie zumindest einen Nachweis dafür!

Herr Alexander Sternberg hat gesagt, daß Volksmudschaheddin mit irakischen republikanischen Garden mit schweren Waffen die Kurden angegriffen haben. Ich glaube, daß Herr Sternberg sich schämen muß. Wie kann Ihre Zeitung, ohne einen Nachweis, solche Dinge schreiben?

Es ist richtig, daß in einem demokratischen Land alle alles schreiben dürfen! Aber es muß eine journalistische Moral geben. Mehraliv und A. Sadulah,

Liga für Freiheit und

Demokratie im Iran, Mainz

betr.: dito

In bezug auf diesen Artikel gegen den iranischen Widerstand und die Behauptung der Khomeini-Anhänger im Irak wie Hakim und Talebani unter dem Vorwand der kurdischen Revolte machen wir Sie auf einige Punkte aufmerksam:

1. Wie Ihnen schon bekannt ist, war es nicht das erste Mal, daß die Khomeini-Marionetten, die sich überraschend bei Saddam als Iraker bezeichnen, die iranischen Oppositionellen angegriffen und getötet haben. Allein vor dem Golfkrieg wurden 20 Iraner im Irak von der Talebani-Bande ermordet, ohne daß die Volksmodjahedin etwas damals unternahmen.

2. Es ist nicht zu glauben, daß diese Lügen in Ihrer Zeitung erschienen.

3. Kurz nach dem Waffenstillstand haben die Volksmodjahedin während der Auseinandersetzung im Irak offiziell zu den Kurden Kontakt aufgenommen und ihre Neutralität und Nichteinmischungspolitik bekräftigt. Überraschend und als Antwort haben die Khomeini-Marionetten und Pasadaran die Quartiere der Volksmodjahedin an der Grenze angegriffen und einige von ihnen getötet. Im Rahmen der Selbstverteidigung haben die Volksmodjahedin entschieden zurückgeschlagen.

4. Die Volksmodjahedin sind von niemandem abhängig, weder von Saddam noch von anderen.

5. Der iranische Widerstand hat die historische Aufgabe, Khomeini und seinen Revolutionsexport überall zu enthüllen und zu bekämpfen.

6. Der iranische Widerstand bestimmt seine Politik selbst, im Gegenteil zur Talebani-Bande, die sich eine islamische Republik wünscht und Befehl zum Aufstand von George Bush bekommt.

7. Wir sind enttäuscht, daß die taz diejenigen unterstützt, die 30jährige Männer vergewaltigen und danach zerstückeln. Diese Verbrechen stinken alle nach Khomeini und seiner unmenschlichen Kultur.

8. Talebani und Barezani sind uns Iranern sehr gut bekannt. Damals Shah-Anhänger und heute Khomeini-Anhänger.

9. Die Volksmodjahedin haben sich während des Golfkrieges neutral verhalten, und das ist ein Widerspruch zu Ihrer Behauptung.

10. Die militärische Auseinandersetzung zwischen den Volksmodjahedin und den Schiiten im Süden Iraks ist reine Lüge, die anscheinend aus Khomeinis Lautsprechern verbreitet wurde.

Wir möchten hiermit unsere Empörung mitteilen, daß Khomeinis Lügen von Ihrer Zeitung auch noch verbreitet werden. Hamid Bajat, Taheren Soory, Biti Shekoufandeh, Amin Hosseinpall, R. Amir, Said Bayat, Susanne Brock, Hamburg

Als islamisch gesinnter, aufgeklärter Araber (Student) lese ich nun seit zwei Jahren ziemlich regelmäßig die taz, die Zeitung, die ganz anders ist als alle anderen deutschen Zeitungen: im positiven wie im negativen Sinn. Was mich sehr entsetzt und erschreckt und manchmal auch verletzt, ist die Berichterstattung über den Islam: die Religion von über eineinhalb Milliarden Menschen. Es sind meist nur Diffamierungen, Halbwahrheiten und laienhafte Ansichten, die wahrlich nichts Gutes an dieser Religon übriglassen. Besonders die Darstellung der Ereignisse in Algerien: Mit welcher Vehemenz da die antiislamische Sache dargestellt wird, hat mich an die NS-Kampagne gegen die Juden stark erinnert, und, zugegeben, ich habe danach Angst gehabt, daß jemand, der die taz liest, mich jetzt angreifen würde: So aggressiv, so faschistisch wird immer und immer wieder diese Religion dargestellt. Hamoudas Abed, Konstanz